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%T Soziale Ungleichheit in der gesundheitlichen Versorgung: Argumente gegen die Überbetonung des Gesundheitsverhaltens
%A Mielck, Andreas
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 975-990
%D 2006
%I Campus Verl.
%@ 3-593-37887-6
%= 2010-10-01T14:49:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-144849
%X "Gegenwärtig wird oft hervorgehoben, wie wichtig Gesundheitsverhalten und Eigenverantwortung sind. Eine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens in den unteren Statusgruppen würde ohne Frage zu einer erheblichen Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit führen. Das Gesundheitsverhalten lässt sich mit Appellen an die Verantwortung für die eigene Gesundheit häufig jedoch kaum beeinflussen. Das Gesundheitsverhalten basiert zudem oft nicht nur auf freien Entscheidungen, sondern es wird maßgeblich geprägt durch die Lebensumstände. Ohne Berücksichtigung dieser komplexen Ursachen des Gesundheitsverhaltens besteht somit die Gefahr, dass dem 'Opfer die Schuld zugeschoben wird' (blaming the victim). Um die Ursachen von Krankheit (und damit auch die Ansätze von Gesundheitsförderung und Prävention) verstehen zu können, ist die Unterscheidung zwischen 'Verhalten' und 'Verhältnisse' nach wie vor hilfreich. In der jetzigen Diskussion erscheint es vor allem wichtig, (wieder) an die Wichtigkeit der 'Verhältnisse' zu erinnern. Hierfür sind m. E. zwei Problembereiche besonders gut geeignet. Der erste trägt die Überschrift 'Environmental Justice'; hier steht die soziale Ungleichheit bei Lärm, Luftverschmutzung etc. im Mittelpunkt. Der zweite Problembereich lässt sich mit 'Soziale Ungleichheit in der gesundheitlichen Versorgung' umschreiben. Inzwischen mehren sich auch in Deutschland die empirischen Belege dafür, dass Probleme der gesundheitlichen Versorgung vor allem bei den unteren Statusgruppen vorhanden sind. Da diese Gruppen zumeist eine erhöhte Mortalität und Morbidität aufweisen, ist bei ihnen auch der Bedarf an Gesundheitsversorgung besonders groß. Das Angebot an gesundheitlicher Versorgung mag vorhanden sein, aber offenbar entspricht die Inanspruchnahme nicht immer diesem erhöhten Bedarf. Etwas präziser formuliert lautet die Frage demnach, ob diese 'Unter-Inanspruchnahme' vor allem der Eigenverantwortung des Versicherten oder aber der Verantwortung des Gesundheitssystems zuzuordnen ist. Wie die gegenwärtige Gesundheitsreform-Diskussion zeigt, wird zurzeit versucht, die Verantwortung des Gesundheitssystems immer stärker zu verdrängen." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info