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%T Verstehen und Erklären bei Helmuth Plessner
%A Lindemann, Gesa
%P 21
%V 4-2005
%D 2005
%K Plessner; Erklären; soziale Phänomene; Vergesellschaftung; Vertrautheit
%= 2008-07-07T16:25:00Z
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-11879
%X Der Beitrag erörtert den wissenschaftlichen Ansatz von Helmuth Plessner, der sich durch zwei allgemeine Charakteristika auszeichnet: Er ermöglicht es zum einen, die methodologische Bedeutung, die anthropologische Annahmen für die soziologische Forschung haben, zu reflektieren, und zum anderen den Zusammenhang zwischen Anthropologie (bzw. den Annahmen über lebendige Systeme) und Sozialtheorie explizit zum Thema zu machen. Damit wird allgemein das Verhältnis von Lebendigem und Sozialem als solches in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Ein Verständnis der menschlichen Natur bzw. Annahmen über lebendige Systeme gehen zwar konstitutiv in jede soziologische Theorie ein, aber dies wird kaum explizit zum Thema gemacht und hinsichtlich seiner methodologischen Relevanz diskutiert. Es handelt sich bei Plessners Theorie des Lebendigen also einerseits um einen methodisch eigenständigen verstehenden Zugang zur Natur, der andererseits zugleich eine Reflexion des naturwissenschaftlichen Naturverständnisses darstellt. Plessner zeigt nämlich, dass der naturwissenschaftlich erklärende Zugang zur Natur einen verstehenden Zugang voraussetzt. Auch mit Blick auf die Naturerkenntnis wird Verstehen damit zur Grundlage des Erklärens. Entsprechend seinem verfahrensorientierten Wissenschaftsverständnis begründet Plessner die Notwendigkeit, sich einen Gegenstand erklärend oder verstehend zu erschließen, nicht mit der spezifischen Verfasstheit des Gegenstandes, sondern mit der Art des Fragens. Die Differenz von Erklären und Verstehen basiert auf zwei methodisch divergierenden Prinzipien, Gegenstände zu untersuchen. Plessner spricht von den Prinzipien der geschlossenen und der offenen Frage. Im Rahmen des Prinzips der geschlossenen Frage sind Erklärungen möglich, während im Rahmen des Prinzips offenen Fragens das Verstehen den geeigneten Zugang zum Gegenstand darstellt. Plessner hat seine theoretisch entwickelte methodische Konzeption selbst nicht umfassend, sondern jeweils nur in Teilaspekten umgesetzt. Eine umfassendere Übersetzung des plessnerschen Methodenprogramms in die soziologische Forschung und zwar sowohl in theoretischer als auch in empirischer Hinsicht hat Lindemann vorgenommen. Die Kritik an Plessner bezieht sich zumeist auf seine Konzeption der Gesellschaftlichkeit exzentrischer Positionalität. (ICG2)
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