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https://doi.org/10.21241/ssoar.103027
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Ein expliziter Diskurs und seine impliziten Folgen: (Mögliche) Effekte avancierter neuromedizinischer Wachkoma-Diagnostik
[Konferenzbeitrag]
Körperschaftlicher Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract Rekonstruiert wird der (im weiteren Sinne) medizinische Diskurs über den angemessenen Umgang mit Menschen mit schweren Hirnschädigungen: Avancierte neuromedizinische Diagnostiken enthüllen bis anhin in der Schulmedizin unerkannte, in großen Teilen der einschlägig befassten pflegerisch-therapeutische... mehr
Rekonstruiert wird der (im weiteren Sinne) medizinische Diskurs über den angemessenen Umgang mit Menschen mit schweren Hirnschädigungen: Avancierte neuromedizinische Diagnostiken enthüllen bis anhin in der Schulmedizin unerkannte, in großen Teilen der einschlägig befassten pflegerisch-therapeutischen Berufe jedoch gemutmaßte Bewusstseinsfähigkeiten von in Zuständen lebenden Menschen, die als "Wachkoma" bezeichnet bzw. populär unter der diffusen Kategorie"Wachkoma" subsummiert werden. Die vermeintlichen Gemeinsamkeiten zwischen pflegerisch-diagnostischen und neuromedizinischen Befunden relativieren sich, wenn man sich anschaut, welchen 'Logiken' die in den verschiedenen Professionen vorgenommenen Diskriminierungen innerhalb der Populationen der im Wachkoma lebenden Menschen folgen: Im pflegerisch-therapeutischen Diskurs 'gilt' die Annahme, dass sich bei jedem im Wachkoma lebenden Menschen über die Anzeichen seiner Befindlichkeit auch irgendwelche rudimentären Bewusstseinsvorgänge erkennen lassen. Im neuromedizinischen Diskurs hingegen wird eben zwischen Versuchspersonen diskriminiert - zwischen solchen Patienten nämlich, bei denen sich mit entsprechenden Messverfahren Bewusstseinsvorgänge 'nachweisen' lassen, und solchen, bei denen sie sich nicht 'zeigen'. Das heißt, dass Patienten, die hinsichtlich des erwarteten Outcomes prognostisch als 'lohnend' kategorisiert werden, nachdrücklicher und nachhaltiger als bisher in die kurativ-medizinische Versorgung inkludiert werden sollen. Implizit hingegen bleiben - noch - die Effekte, die die Erkenntnisse der avancierten Diagnostiken für die im Wachkoma lebenden Menschen zeitigen können, bei denen keine 'unerwarteten' Bewusstseinsfähigkeiten konstatiert werden.... weniger
Thesaurusschlagwörter
Hirnschädigung; medizinische Versorgung; Intensivmedizin; Medizinethik
Klassifikation
Medizinsoziologie
Freie Schlagwörter
Neuromedizin; Wachkoma
Titel Sammelwerk, Herausgeber- oder Konferenzband
Geschlossene Gesellschaften: Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016
Herausgeber
Lessenich, Stephan
Konferenz
38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Geschlossene Gesellschaften". Bamberg, 2016
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2017
ISSN
2367-4504
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet