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%T Soziale Bedingungen von Erinnern und Vergessen: Biographische und intergenerationale Dynamiken %A Pohn-Lauggas, Maria %A Schäfer, Miria %J BIOS - Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen %N 1 %P 50-70 %V 36 %D 2023 %@ 2196-243X %~ Verlag Barbara Budrich %> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-98676-1 %X Wir wenden uns in diesem Beitrag der Funktion des Vergessens und des Erinnerns in Familiengedächtnissen und in Biographien von Nachkommen jener zu, die im Nationalsozialismus als "asozial" oder als Deserteure verfolgt wurden. Ausgangspunkt ist unsere biographieanalytische Mehrgenerationenforschung in Österreich und Deutschland zu intergenerationaler Tradierung und zu den Familiengedächtnissen dieser zwei Opfergruppierungen. Wir fokussieren hier auf die Frage, in welchen erinnerungspolitischen und biographischen Konstellationen bestimmte familiengeschichtliche Anteile vergessen und andere (wieder)erinnert werden. Anhand eines Vergleichs zweier Familien diskutieren wir, wie neues Wissen über die familiale Verfolgungsvergangenheit in Familiengedächtnisse integriert wird, wie an vergessene Anteile angeknüpft wird und wie somit neue Deutungen über die Familiengeschichte entstehen (können) und zugleich Anderes vergessen wird. Wir zeigen, dass das Vergessene, das sich einer intentionalen und reflexiven Zuwendung durch das Erinnern entzieht, dennoch intergenerational in Form von Deutungs- und Handlungsmustern weitergegeben wird; es wird nicht vergessen im Sinne eines Verlustes, sondern im Sinne eines Verdrängens oder Verblassens, eines Verleugnens oder Tabuisierens. Die in diesem Sinne vergessenen Anteile erweisen sich als intergenerational bedeutsam und handlungsstrukturierend. %X In this article, we turn to the function of forgetting and remembering in family memories and in the biographies of descendants of those who were persecuted under National Socialism as "asocial" or as deserters. The starting point is our multi-generational biographical research in Austria and Germany on intergenerational transmission and on the family memories of these two groupings of victims. We focus here on political and biographical constellations in which certain parts of the family history are forgotten and others are (re)remembered. Based on a comparison of two families, we discuss how new knowledge about the family's past of persecution is integrated into family memories, how forgotten parts are connected to the present, how new interpretations of the family history (can) thus emerge, while at the same time other parts are forgotten. We show that things which have been forgotten, which elude intentional and reflexive attention through remembering, are nevertheless passed on intergenerationally in the form of patterns of interpretation and action; they are not forgotten in the sense that they are lost, but in the sense of being repressed, faded, denied or tabooed. What has been forgotten in this sense proves to be intergenerationally significant in structuring people's actions. %C DEU %G de %9 Zeitschriftenartikel %W GESIS - http://www.gesis.org %~ SSOAR - http://www.ssoar.info