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%T Was für ein Zufall? Stichprobentheoretische Anmerkungen und Folgerungen aus Simulationsergebnissen für den bundesweiten Bürgerrat "Deutschlands Rolle in der Welt"
%A Baron, Daniel
%J Zeitschrift für Politikwissenschaft
%N 3
%P 447-470
%V 33
%D 2023
%K Bürgerrat; Aleatorische Demokratietheorie; Stichprobenziehung; Partizipative Demokratie; Citizens' assembly; Aleatoric democracy; Sampling; Random selection; Participatory democracy; ALLBUS 2021 (ZA5280, ZA5281)
%@ 2366-2638
%~ FDB
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-97596-9
%X Am Beispiel des bundesweiten Bürgerrats "Deutschlands Rolle in der Welt", der im Frühjahr 2021 online stattfand, wird untersucht, inwieweit ein dabei angewendetes Zufallsverfahren zur Rekrutierung der 169 Teilnehmenden den Kriterien eines frequentistischen Wahrscheinlichkeitsverständnisses entsprach. Der Vorzug eines solchen frequentistischen gegenüber anderen Wahrscheinlichkeitsbegriffen, die zufallsgestützten Beteiligungsverfahren häufig zugrundeliegen, besteht darin, dass sich mittels entsprechender Ziehungsprozesse und Gütekriterien die Durchführungsbedingungen und Resultate dieser Verfahren intersubjektiv und methodisch kontrolliert beurteilen lassen. Erst auf dieser Basis sind zielorientierte Weiterentwicklung solcher Verfahren möglich. Aus einer stichprobentheoretischen Perspektive zeigt sich, dass die Annahme, wonach es sich um ein Zufallsverfahren handelte, im Falle des bundesweiten Bürgerrats nicht umgesetzt wurde und damit das Postulat einer annähernd spiegelbildlichen Abbildung der Sozialstruktur der jeweiligen Grundgesamtheit durch das entsprechende Gremium empirisch nicht überprüft werden konnte. Rekurrierend auf stochastische Simulationsstudien wird dargelegt, dass sich statt bewusster Auswahlen, wie sie im Rahmen des Bürgerrats neben Zufallselementen zum Einsatz kamen, proportional geschichtete Zufallsauswahlen eignen, um sich dem spiegelbildlichen Repräsentationsideal im Rahmen zukünftiger Bürgerräte anzunähern. Darüber hinaus sollten mittels Incentivierungsstrategien politisch unterrepräsentierte Personengruppen stärker als bislang in zufallsgestützte deliberative Gremien eingebunden werden, um die Umsetzung des spiegelbildlichen Repräsentationsideals weiter zu stärken. Praktische Empfehlungen implizieren zudem eine transparente methodische Berichtlegung, detaillierte Darstellungen der methodischen und praktischen Durchführungsbedingungen des Ziehungsverfahrens sowie die Angabe von Auswahlwahrscheinlichkeiten und Responseraten im Rahmen zukünftiger Bürgerräte und anderweitiger zufallsgestützter Beteiligungsverfahren.
%X This paper discusses to what extent a federal citizens' assembly ("Germany's Role in the World") which was held online in early 2021 met the standards of a frequentist approach to probability and sampling theory. Contrary to rivaling concepts, frequentist approaches allow for intersubjective and methodically controlled evaluations of probability-based deliberative assemblies and their sampling procedures. However, in the course of the argumentation it becomes clear that recruitment of participants during the citizens' assembly was in certain aspects conceptualized as a systematic instead of a probability sample. Thus, the postulate of descriptive representation which is closely related to random selection processes in participatory concepts of democracy could not be empirically accounted for. In order to make purposful development of federal citicens' assembly feasible, stratified sampling should be implemented during recruitment processes. Results of stochastic simulations show that these procedures allow for sociostructural representativeness to a far greater extent than simple random or systematic sampling. Furthermore, monetary incentives should be implemented to strengthen participation of politically underrepresented groups. Practical advices imply transparent reporting of sampling strategies, selection probabilites and correct response rates in the context of future citizens' assemblies and other types of participatory procedures.
%C DEU
%G de
%9 Zeitschriftenartikel
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info