Managing uncertainty: Lone parents' time horizons and agency in the context of the COVID-19 pandemic

Abstract

Objective: This article shows the analytical value of an approach that integrates theoretical elaborations about the temporal orientations of different types of agency (pragmatic, identity, and life course) and uncertainty management, to analyse how families dealt with the challenges emerged during the COVID-19 pandemic. Background: The pandemic has been a major shock that has seriously challenged families' ability to adapt to sudden changes affecting multiple domains of life. Switzerland established a low-intensity lockdown in the spring of 2020, with social-distancing measures based on official recommendations. Changes in employment situations and school closures resulted in significant alterations to family life. This study examines how individuals with a trajectory of lone parenthood dealt with the increased uncertainties generated by this novel context. Method: Empirical data stems from the fourth wave of fieldwork of the longitudinal project "The multiple paths of lone parenthood", ongoing in French-speaking Switzerland since 2012-2013. Semi-structured interviews were conducted with 26 participants between April and June 2020. Results: The emergence of novel situations, the ambiguity of social-distancing measures, and the breakdown of routines accentuated pragmatic agency for most families. With the chronification of uncertainty, parents sought to regain identity agency by restabilising everyday routines. Uncertainty about future developments diminished life course agency, especially for parents in more insecure situations. Conclusion: The study offers an original perspective on the challenges of living through increased uncertainty and changing environments triggered by the pandemic, by highlighting the relevance of temporalities for understanding agency within life course processes.

Fragestellung: In diesem Artikel wird der analytische Wert eines Konzeptes aufgezeigt, das die zeitlichen Orientierungen verschiedener Arten von Agency (pragmatische, identitäts- und lebenslaufbezogene) und Unsicherheitsmanagement zusammenführt, um den Umgang von Familien mit den durch die Corona-Pandemie entstandenen Herausforderungen zu analysieren. Hintergrund: Die Pandemie war ein schweres Schockereignis, das die Fähigkeit von Familien, sich an plötzliche Veränderungen in zahlreichen Lebensbereichen anzupassen, ernsthaft auf die Probe gestellt hat. In der Schweiz wurde im Frühjahr 2020 ein "leichter Lockdown" eingeführt, der Abstandsregelungen auf Grundlage behördlicher Empfehlungen beinhaltete. Veränderungen in Beschäftigungsverhältnissen sowie Schulschließungen hatten maßgebliche Auswirkungen auf Familien. In dieser Studie wird untersucht, wie Alleinerziehende mit den gestiegenen Unsicherheiten im Zuge dieses neuen Kontexts umgegangen sind. Methode: Die empirischen Daten stammen aus der vierten Welle der Feldforschung im Rahmen des Längsschnittprojektes 'The multiple paths of lone parenthood', das seit 2012-2013 im französischsprachigen Teil der Schweiz durchgeführt wird. Zwischen April und Juni 2020 wurden halbstrukturierte Interviews mit 26 TeilnehmerInnen geführt. Ergebnisse: Die Entstehung neuer Situationen, die Uneindeutigkeit der Abstandsregelungen und der Zusammenbruch von Routinen bedeutete für die meisten Familien eine Verstärkung der pragmatischen Agency. Als Reaktion auf die chronifizierte Unsicherheit versuchten Eltern, ihre identitätsbezogene Agency durch die Wiederherstellung von Alltagsroutinen wiederzuerlangen. Unsicherheit über künftige Entwicklungen verringerte die lebenslaufbezogene Agency, insbesondere für Eltern in unsicheren Lebenslagen. Schlussfolgerung: Die Studie bietet einen einzigartigen Einblick in die Schwierigkeiten, mit der gestiegenen Unsicherheit und den raschen Veränderungen umzugehen, die die Pandemie mit sich gebracht hat. Sie hebt dabei die Bedeutung der Temporalitäten für das Verständnis des Agency-Begriffs innerhalb von Lebenslaufprozessen hervor.