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%T Wie Gewalt untersuchen? Ein Kodierschema für einen reflexiven Gewaltbegriff %A Barth, Jonas %A Fröhlich, Johanna %A Lindemann, Gesa %A Mecheril, Paul %A Schröter, Tina %A Tilch, Andreas %J Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research %N 1 %V 22 %D 2020 %K Kodierschema; coding scheme; elderly care %@ 1438-5627 %U http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3470 %X Wir unterbreiten in dem vorliegenden Text einen Vorschlag für ein der interpretativen Forschung angemessenes Gewaltverständnis und skizzieren seine methodologischen Konsequenzen. In Auseinandersetzung mit qualitativen Studien zu Gewalt verbinden wir eine klare theoretische Explikation des Phänomens Gewalt mit der von der qualitativen Sozialforschung geforderten Offenheit gegenüber dem Material. Wir gehen dabei von der Unterscheidung zwischen einem positiven und einem reflexiven Gewaltbegriff aus: Wenn Gewalt aus der Beobachter*innenperspektive inhaltlich definiert wird, sprechen wir von einem positiven Gewaltbegriff. Ein solches Vorgehen widerspricht allerdings den Annahmen der interpretativen Forschung, denn hier liegt der Schwerpunkt darauf, soziale Phänomene ausgehend vom (Selbst-)Verständnis sozialer Akteur*innen zu analysieren. Wenn man es dem Selbstverständnis im Feld überlässt, ein Phänomen als Gewalt zu identifizieren, dies aber der Intuition der Beobachter*innen widerspricht, führt dies in der soziologischen Forschungspraxis oftmals dazu, dass ein Phänomen gegen das Selbstverständnis im Feld als Gewalt identifiziert wird. Um mit diesem Problem umzugehen, schlagen wir ein reflexives Gewaltverständnis vor und konkretisieren dieses in einem Kodierschema für die qualitativ-interpretative Untersuchung von sozialen Zusammenhängen mit Blick auf Gewalt. Exemplarisch verdeutlichen wir den interpretativen Sinn des Kodierschemas an einem Beispiel aus der Pflege von Menschen mit Demenz. %X In this article we propose an understanding of violence that is appropriate for interpretative research, and we outline its methodological consequences. In dealing with qualitative studies on violence, we combine a clear theoretical explication of the phenomenon of violence with the openness towards the material required by qualitative social research. We begin from the distinction between a positive and a reflexive concept of violence: If violence is defined substantively from the perspective of an observer, we speak of a positive concept of violence. However, such an approach contradicts the assumptions of interpretative research, which seeks to analyze social phenomena based on the (self-)understanding of social actors. If, however, one leaves it to the self-understanding in the field to identify a phenomenon as violent, it can happen that this contradicts the intuition of the observers. In sociological research practice, this often leads to the identification of a phenomenon as violence in the field, contrary to the self-understanding of the field. In order to deal with this problem, we propose a reflexive understanding of violence and concretize it in a coding scheme for the qualitative-interpretive investigation of social relations with regard to violence. We illustrate the interpretative sense of the coding scheme using an example from the care of people with dementia. %C DEU %G de %9 Zeitschriftenartikel %W GESIS - http://www.gesis.org %~ SSOAR - http://www.ssoar.info