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%T Publikumsinklusion bei einem ARD-Polittalk: zusammenfassender Fallstudienbericht aus dem DFG-Projekt "Die (Wieder-)Ent­deckung des Publikums"
%A Loosen, Wiebke
%A Schmidt, Jan-Hinrik
%A Heise, Nele
%A Reimer, Julius
%P 127
%V 28
%D 2013
%@ 1435-9413
%@ 978-3-87296-124-2
%~ HBI
%X Der Bericht stellt Ergebnisse einer Fallstudie bei einem ARD-Polittalk vor, die im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Rolle von Publikumsbeteiligung im professionellen, redaktionell organisierten Journalismus in Deutschland durchgeführt wurde. Auf Grundlage eines theoretisch-analytischen Modells, das Partizipation als Zusammenspiel von Inklusionsleistungen und Inklusionserwartungen auf Seiten des Journalismus und des Publikums versteht, werden Befunde aus qualitativen Interviews mit Redaktionsmitgliedern (n = 7) und Zuschauern bzw. Nutzern unterschiedlichen Aktivitätsgrads (n = 7) sowie aus standardisierten Befragungen der Journalisten (n = 10) sowie der Nutzer der Polittalk-Website (n = 354) vorgestellt. Auf journalistischer Seite kann so nachgezeichnet werden, wie ein klassisches Format des debattenorientierten Journalismus’ im Konvergenzbereich von TV und Online Publikumsbeteiligung organisiert und wie sich im Hinblick hierauf journalistische Einstellungen und Selbstbilder darstellen. Auf Publikumsseite lässt sich rekonstruieren, in welchem Umfang partizipative Angebote wahrgenommen werden, wie sich das Publikumsbild der Nutzer gestaltet und welche Motive, Erwartungen an sowie Vorstellungen von journalistischen Leistungen des ARD-Polittalks vorliegen. Der Abgleich beider Seiten erlaubt es zudem, Aussagen über den Inklusionslevel und die Inklusionsdistanz beim ARD-Polittalk zu treffen: Der Inklusionslevel ist durch ein vergleichsweise ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nutzung sowie zwischen redaktionellem Aufwand und Ertrag gekennzeichnet: Der ARD-Polittalkbietet genau die partizipativen Möglichkeiten an, die das Publikum nach Meinung der Redaktion "als selbstverständlich" erwartet und die in den Augen der Befragten mit dem klassischen Format, den redaktionellen Ressourcen sowie dem journalistischen Selbstverständnis und dem Image von Sendung, Redaktion und Moderator vereinbar sind: die traditionellen Formen Zuschauerpost und -telefon, das neuere Feature eines Online-Diskussionsforums, jedoch keine Social Media-Profile. Diese vergleichsweise wenigen Angebote werden auch nur von einem Teil des Publikums aktiv genutzt. Ihr Angebot, ihre redaktionelle Betreuung und die "Weiterverarbeitung" von Publikumsbeiträgen und Feedback sind mit Blick auf das "Kernprodukt", die TV-Sendung, ausgerichtet. Sie orientieren sich in ihren Rhythmen am Sendetermin und sind entlang einer festen "Filterkette" organisiert. Aufwand und Ertrag des Angebots von Beteiligungsmöglichkeiten scheinen daher aus Sicht der Redaktion relativ ausbalanciert (etwa im Vergleich zur Fallstudie Tagesschau; vgl. Loosen et al. 2013). Die Inklusionsdistanz ist in zwei Dimensionen gering, in zwei weiteren hingegen größer: So wird die Rolle und Bedeutung von Publikumsbeteiligung beim Polittalk von Journalisten und Publikumsmitgliedern weitgehend ähnlich eingeschätzt und auch Selbst- und Fremdbild der journalistischen Rolle sind hinsichtlich der als besonders wichtig angesehenen Aufgaben kongruent. Demgegenüber tendieren Journalisten dazu, die Publikumserwartungen bezüglich aktiver(er) Inklusionsformen zu über-, jene an die Transparenz der redaktionellen Arbeit hingegen zu unterschätzen. Auch bei den Beteiligungsmotiven gehen die Fremdeinschätzungen seitens der Redaktion und die Selbsteinschätzungen seitens der aktiven Publikumsmitglieder stärker auseinander. Insgesamt wird deutlich, dass die gestiegenen Möglichkeiten der Publikumsinklusion auch beim "klassischen" journalistischen Format des Polittalks einen Prozess der (erneuten) Abstimmung wechselseitiger Inklusionserwartungen und -leistungen auf Journalisten- und Publikumsseite angestoßen haben.
%C DEU
%C Hamburg
%G de
%9 Forschungsbericht
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info