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%T Verbraucherorientierte Dienstleistungen im peripheren ländlichen Raum Ostdeutschlands: Versorgungsdefizite oder Nachfragelücken?
%A Ellger, Christof
%J Europa Regional
%N 3
%P 133-139
%V 10.2002
%D 2002
%@ 0943-7142
%~ IfL
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-48733-7
%X Periphere  ländliche  Räume,  vielfach  ohne  nennenswertes  agrarisches  oder  touristisches  Potenzial,  
beherrschen  weite  Bereiche  des  Nordostens  Deutschlands.  Zu  den  Benachteiligungen,  denen  die  
Bewohner   dieser   Räume   ausgesetzt   sind,   zählt
   neben   den   fehlenden   Erwerbsmöglichkeiten   
insbesondere  die  Versorgung  mit  Dienstleistungen  aller  Art.  Die  Einschätzung  der  Problemlage  ist  
dabei jedoch je nach Forschungsrichtung und Fragestellung höchst unterschiedlich: Viele Arbeiten zur 
ländlichen   Sozial-   und   Regionalforschung   betonen,   dass   der   Dienstleistungsabbau   seit   dem   
Systemwechsel  in  Ostdeutschland  zu  massiven  
Verschlechterungen  der  Lebensbedingungen  in  den  
genannten Räumen geführt hat. Dagegen stellen Arbeiten zur Ausstattung peripherer ländlicher Räume 
aus  der  Einzelhandelsforschung  fest,  dass  die  Nachfrage  durchaus  bedient  wird  und  dass  für  ein  
erweitertes Angebot sich in der Regel kein 
entsprechendes Nachfragepotenzial findet.  
Als Grundlage für politische und planerische Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation 
in den ländlich-peripheren Räumen 
hat ein Forschungsprojekt der FU 
Berlin versucht, Schwierigkeiten 
beim Zugang zu Dienstleistungen zu erfassen. Den untersuchten Raum bilden drei Ämter im südlichen 
Landkreis   Dahme-Spreewald,   ca.   70   km   südlich   von   Berlin,   die   aufgrund   ihrer   geringen   
Bevölkerungsdichte   von   weniger   als   40  Ew/km²,   der   kontinuierlichen   
Bevölkerungsverluste, 
schwindender   Beschäftigungsmöglichkeiten   und   hoher   Arbeitslosigkeit   als   strukturschwacher   
ländlicher Raum ausgewiesen sind. Der Untersuchungsraum besitzt dabei allerdings vergleichbar gute 
Verkehrsverbindungen nach Berlin, die auch Arbeits
pendeln in den Verdichtungsraum ermöglichen.  
Eine Befragung von annähernd 500 der Einwohner in 
allen Teilorten der amtsangehörigen Gemeinden 
erbringt  im  Ergebnis  eine  überraschend  hohe  Zufriedenheit  der  Bewohner  mit  der  Versorgung  mit  
Dienstleistungen. Der Zugang zu Dienstleistungen wird zumeist als unproblematisch bezeichnet, auch 
ältere   Befragte   halten   ihn   kaum   für   schwieriger.   Auf   Fragen   nach   Defizitbereichen   in   der   
Dienstleistungsversorgung   erhält   man   wenig   Antworten;   sie   beziehen   sich   auf   bestimmte   
Einzelhandelsangebote  mit  teilweise  bestimmten  
Merkmalen  (Elektronik,  höherwertige  Bekleidung,  
Lebensmittel zu günstigen Preisen) bzw. auf Kultur, Unterhaltung und Sport im Nahbereich.  
Vieles an dieser Zufriedenheit lässt sich durch die gute Versorgung der Haushalte mit Pkws erklären 
bzw.  das  bestehende  Dienstleistungsangebot  der  Mittel-  und  Unterzentren  in  diesem  Teilraum  
Brandenburgs. Aber vermutlich fallen die Antworten auch deshalb so positiv aus, weil Menschen mit 
größeren  Versorgungsschwierigkeiten  weniger  zur  Teilnahme  an  der  Untersuchung  bereit  waren.  Es  
zeigt  sich  jedoch  auch,  dass  die  Ansprüche  der  Befragten  an  das  Dienstleistungsangebot  eher  gering  
sind.      Angesichts      dieser      Situation      erscheinen      Maßnahmen      zur      Verbesserung      der      
Dienstleistungsversorgung  kaum  
angebracht.  Räumliche  Entwicklungsansätze,  die  auf  die  Förderung  
des lokalen und regionalen Dienstleistungsangebots 
und kleinräumliche Nachfrageverflechtung setzen, 
sind bei einem derartig geringen Nachfra
gepotenzial zum Scheitern verurteilt.
%C DEU
%G de
%9 journal article
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info