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@article{ Walter2000,
 title = {Medikalisierung, Körperlichkeit und Emotionen: Prolegomena zu einer neuen Geschichte des Körpers: Themenschwerpunkt: Historische Psychologie},
 author = {Walter, Tilman},
 journal = {Journal für Psychologie},
 number = {2},
 pages = {25-49},
 volume = {8},
 year = {2000},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-40209},
 abstract = {Die Körpergeschichte hat sich, meist im Anschluß an Arbeiten Michel Foucaults, in den letzten zwanzig Jahren als Thema der akademischen Historiographie etabliert. An die Stelle der älteren kulturpessimistischen Repressionsmodelle, die eine fortschreitende leibseelische Entfremdung des modernen Menschen durch die "Medikalisierung" beschrieben haben, ist dabei eine positive Parteinahme für den Körper getreten. Dies dürfte einen gesellschaftlichen Trend widerspiegeln:
Gesundheitspolitische Forderungen nach eigenverantwortlichem Handeln der Patienten und "Wellness"-Kulte zeugen von einem utopischen Potential des Körpers im globalen Kapitalismus: In Gestalt der richtigen Einrichtung des alltäglichen Daseins, nicht mehr im politischen Umsturz vermutet man die zentrale Bedingung für Lebensqualität. Ausgehend von diesen Überlegungen könnte die Geschichtsschreibung des Körperlichen so fortgeschrieben werden: Der heute vorherrschende
primär diskursanalytische Zugang sollte durch ein psychosomatisches Körperverständnis überwunden werden. Dieses geht aus von einem Zeichenmodell, das biologische, psychische, soziale und kulturelle Zusammenhänge als eigenständige Größen beschreibt. Für ein Verständnis historischer Körpererfahrungen sind entwicklungspsychologische Erkenntnisse zum Säuglingsalter, zu den narzißtischen Störungen und zum "Coping-Verhalten" wichtig: Der menschliche Körper könnte so als der kulturgeschichtlich zentrale, doch stets konfliktträchtige Kreuzungspunkt zwischen dem Subjekt und seiner sozialen und kulturellen Umwelt fokussiert werden.},
}