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%T Nigeria 2014: Wirtschaftsboom, Verteilungskämpfe und Terror
%A Bergstresser, Heinrich
%P 8
%V 4
%D 2014
%K Boko Haram
%@ 1862-3603
%~ GIGA
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-389475
%X Die Entführung von mehr als 200 Schülerinnen im Nordosten Nigerias durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im April 2014 unterstreicht die sicherheitspolitische Orientierungslosigkeit der nigerianischen Staatsführung. Ihr fahrlässiges Verhalten vertieft die Spaltung zwischen dem vernachlässigten Norden und dem prosperierenden Süden. Im Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram steht die nigerianische Regierung vor einem Scherbenhaufen. Die prekäre Sicherheitslage im Norden zementiert die bittere Armut und Stagnation in dieser Region; von der boomenden Wirtschaft und soziokulturellen Dynamik profitieren nur der Süden und die zentral gelegene Hauptstadt Abuja. Das politische System Nigerias und seine tragenden Institutionen sind bemerkenswert stabil; zeitweilig waren beachtliche politische und wirtschaftliche Reformen zuverzeichnen. Dies steht im Widerspruch zur strukturellen Inkompetenz der Regie rung und der Sicherheitsdienste, der terroristischen Bedrohung und ethnisch-religiös gefärbten Verteilungskämpfen zu begegnen. Die Bemühungen zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit mobilisieren enorme Finanzmittel. Diese versickern aber zum größten Teil in einem Korruptionssumpf aus Spitzenpolitikern, oberen Rängen der Sicherheitsdienste, Exmilitärs, Geschäftsleuten und selbsternannten Sicherheitsberatern. Der Aufstieg Nigerias zur größten Volkswirtschaft Afrikas fand in den urbanen Zentren der südlichen Bundesstaaten statt; in dieser Region befinden sich auch die Öl- und Gasfördergebiete. Alle Großunternehmer des Landes verdanken ihre Position den beiden Militärregimen unter Ibrahim Babangida und Sani Abacha undzählen zu den reichsten Unternehmern Afrikas. Die Lage in Nigeria bleibt extrem widersprüchlich, Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit des Staates sind inzwischen bedroht. Die tiefe sozioökonomische und soziokulturelle Spaltung wird zumindest mittelfristig bestehen bleiben, der Norden wird weiterhin vernachlässigt werden. Eine diesbezügliche Umorientierung der nigerianischen Führungselite ist bislang nicht erkennbar.
%C DEU
%C Hamburg
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info