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%T Ansprüche an eine solide Beraterqualifizierung für Soziologen: Hoffnungen, Erwartungen und Erfahrungen eines Praktikers
%A Lehmann, Jürgen
%J Sozialwissenschaften und Berufspraxis
%N 1
%P 65-76
%V 20
%D 1997
%= 2008-12-15T12:36:00Z
%~ GESIS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-36579
%X 'Das zunehmende Interesse an dem Beraterberuf ist zum Teil erklärbar aus der gestiegenen Nachfrage an beratender Dienstleistung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Die neuen gesuchten Metaqualifikationen in Organisationen im Zeichen flacher Hierarchie und Teamorientierung heißen Anleitung, Beratung, Coaching, Betreuung, Supervision. In der Industrie und zunehmend auch in öffentlichen Verwaltungen verursacht der schnell zu bewältigende Wandel zusätzlich einen weiteren Sog nach internen wie externen Beratungsleistungen. Zum anderen haben sich die Chancen für Soziologen in forschungsnahen Institutionen und/oder in öffentlich geförderten Projekten beschäftigt zu werden, rapide verschlechtert. Beratend und freiberuflich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wird für Soziologen - weniger aus Neigung sondern mehr als Notwendigkeit - eine ernstzunehmende berufliche Alternative. Professionelle , verantwortliche Beratungstätigkeit ist zunehmend interdisziplinär. Weder hat die Soziologie ein Primat für bestimmte Beratungsthemen noch kümmern sich die Probleme vor Ort um die - wie auch immer entstandene Struktur - der Studienfächer an den Hochschulen. Erfahrene Berater können heute nach einigen Jahren Tätigkeiten in der Regel nicht mehr unterscheiden, was an ihrem proessionellen Handeln soziologisch, psychologisch, pädogogisch oder betriebswirtschaftlich ist - um nur die wichtigsten angrenzenden Professionen zu nennen. Wenn man die zur Zeit wichtigen Problemfelder in Wirtschaftsorganisationen benennt: Abbau von Macht/Hierarchie, Problemlösung/Entscheidungsfindung im Team, Unternehmenskultur, Beschleunigung von sozialem Wandel, Denken in Prozessen/Vernetzungen, Globalisierung/Multikulturalität dann sind dies zwar im Kern originär soziologische Themen. Nur haben diese Themen halt auch psychologische, technische, betriebswirtschaftliche Aspekte. Der Beratungsbedarf liegt in der Regel weniger in der Vertiefung der Einzelaspekte aus der einengenden Brille eines Studienfaches als in ihrer fächerübergreifenden Vernetzung und Austarierung. Nicht umsonst sind in der Praxis zu diesen Themen neben einigen wenigen Soziologen eine Reihe anderer Professionen tätig und viele leisten hier sehr gute Arbeit. Der Markt an Beratungsqualifizierungen ist - gerade weil er boomt - ausgesprochen unübersichtlich. Von Kurzfristangeboten zur kommunikativen Kompetenz, Ausbildung nach bestimmten methodischen Denkrichtungen (z. B. Systematische Beratung, NLP, humanistische Psychologie etc.) über Lizensierungen bis zur Lebenshilfeberatung und Esoterik ist zum Thema Beratung alles auf dem Markt, was glaubt, Rang und Namen zu haben. Dieser Artikel will Ansprüche und Fragen an eine solide Ausbildung für Soziologen zum Beraterberuf generieren. Er kann auf keinen Fall Markttransparenz bieten. Dies wäre eher eine Aufgabe für eine wirklich wichtige Diplomarbeit oder Dissertation. Wer außer Soziologen wäre hierfür geeignet und hätte das richtige Instrumentarium, den Markt an Qualifizierungen einmal näher mit wissenschaftlichem (und in diesem Fall auch praktischem) Interesse zu beleuchten?' (Autorenreferat)
%C DEU
%G de
%9 journal article
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info