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%T Erneut gewaltsamer Regimewechsel in der Zentralafrikanischen Republik
%A Mehler, Andreas
%P 8
%V 1
%D 2013
%@ 1862-3603
%~ GIGA
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-338255
%X Mit der Einnahme der Hauptstadt Bangui durch die Rebellenallianz Seleka am 24. März
2013 fand ein erneuter gewaltsamer Machtwechsel (nach 1965, 1981 und 2003) in der
Zentralafrikanischen Republik (ZAR), einem der ärmsten Länder der Erde, statt. Rebellenführer
Michel Djotodia hat die Verfassung aufgehoben und Wahlen in Dreijahresfrist
angekündigt; reflexhaft reagierten der UN-Sicherheitsrat mit Empörung und die
Afrikanische Union mit der Suspendierung der Mitgliedschaft des Landes.
Der Ablauf der Krise ähnelt in vielem stark der Machtübernahme des nun gestürzten
Präsidenten Bozizé vor fast genau zehn Jahren. In der Medienberichterstattung werden
folgende Elemente bislang unterbelichtet:
   Die Rebellenallianz ist in sich nicht geschlossen. Ob Djotodia sich gegen andere ehrgeizige
Anführer durchsetzen kann, wird sich erst nach einigen Wochen entscheiden.
   Die Positionierung der Regierung des Tschad wird mitentscheidend für die Stabilisierung
im Nachbarland sein. Kein anderes Land hat in den letzten Jahren so aktiv in die
Geschicke der ZAR eingegriffen, auch nicht die ehemalige Kolonialmacht Frankreich.
   Die „afrikanische Sicherheitsarchitektur“ bekommt erneut Risse, bevor der Rohbau
richtig steht. Die Peacekeeper der zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft
CEEAC zeigten sich tatenlos; und warum südafrikanische Truppen überhaupt im
Land waren, ist jenseits der offiziellen Erklärungen ein immer noch gehütetes Geheimnis,
das die Opposition am Kap nun aufklären möchte.
   Kurzfristig gelingt eine Stabilisierung nur, wenn die korporativen Interessen der
Rebellen weitgehend bedient werden. Die komplette Integration in die nationale
Armee – eine Hauptforderung der Rebellen – birgt allerdings neue Risiken; und
noch ist unklar, welche Geldgeber diesen teuren Plan unterstützen werden.
   Mittelfristig gelingt eine Stabilisierung nur unter maßgeblicher Einbeziehung ziviler
Kräfte, das heißt der durchaus vorhandenen politischen Parteien mit einiger Tradition
und der Zivilgesellschaft. Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen
waren sich ihrer politischen Verantwortung immer bewusst und können ebenfalls beteiligt
werden.
%C DEU
%C Hamburg
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info