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%T Welternährung in der Krise
%A Bass, Hans-Heinrich
%P 8
%V 5
%D 2012
%= 2012-07-06T15:40:00Z
%~ GIGA
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-311212
%X Seit Mitte der 1990er Jahre steigen die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel stark an. Im
Abstand von nur drei Jahren kam es seither zweimal (2008 und 2011) zu extremen Preisausschlägen.
Das Ziel, einem immer größer werdenden Teil der Weltbevölkerung sicheren
Zugang zu quantitativ und qualitativ ausreichender Nahrung zu ermöglichen,
ist dadurch gefährdet.
Die Ursachen der steigenden Nahrungsmittelpreise sind sowohl in strukturellen Veränderungen
bei Angebot und Nachfrage auf den Weltmärkten als auch in Veränderungen
auf den Finanzmärkten zu sehen.
   Die Wachstumspotenziale der Grünen Revolution sind weitgehend ausgeschöpft.
Auch die steigende Flächenkonkurrenz zu anderen Nutzpflanzen führt zu geringeren
Zuwachsraten bei der Weltgetreideproduktion. Die Verwendung von Getreide als
Viehfutter und als Rohstoff für Agrosprit sowie steigende Preise für Rohöl tragen
ebenfalls zu einem tendenziellen Anstieg der Preise für Nahrungsmittel bei.
   Auf der Basis tendenziell steigender Rohstoffpreise treten seit einigen Jahren Kapitalanleger
mit indexorientiertem Investitionsverhalten an den Warenterminbörsen
auf. Mit der Deregulierung der Finanzmärkte wurden einschlägige Finanzmarktinstrumente
bereitgestellt. Die Liquiditäts- und Ersparnisflut in Hocheinkommensund
Schwellenländern motiviert Anleger, sich dieser Instrumente zu bedienen. Sie
verstärken damit den Aufwärtstrend bei den Nahrungsmittelpreisen und fördern
das Entstehen von Preisblasen.
   Die Auswirkungen einer globalen Teuerung auf die nationale und lokale Ernährungssicherheit
in Entwicklungs- und Schwellenländern werden verschärft durch einen
fallenden Außenwert der heimischen Währung im Verhältnis zum US-Dollar, unzureichenden
Wettbewerb auf dem nationalen Getreidemarkt, eine geringe Eigenversorgung
sowie durch einen hohen Anteil der Nahrungsmittelausgaben an den Konsumausgaben.
   Kurzfristig stellt eine Einschränkung des indexorientierten Investitionsverhaltens
eine Möglichkeit dar, die Nahrungsmittelpreissteigerung abzubremsen. Mittelfristig
sind nachfrageseitig dafür erforderlich: weniger Agrospritproduktion, weniger
Fleischproduktion und weniger Verschwendung von Nahrungsmitteln auf dem
Weg vom Acker zum Teller. Angebotsseitig ist die Steigerung der Flächenproduktivität
insbesondere in Afrika entscheidend. Eine Kopie der Grünen Revolution wäre
hier allerdings ein Irrweg.
%C DEU
%C Hamburg
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info