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@article{ Hornbostel2002,
 title = {Ehre oder Blechsegen? Das Auszeichnungswesen der DDR},
 author = {Hornbostel, Stefan},
 journal = {SFB 580 Mitteilungen},
 number = {3},
 pages = {33-39},
 year = {2002},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-23708},
 abstract = {Im Kontext des übergreifenden Forschungsprogramms 'Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch. Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung' präsentiert der Autor in seinem Beitrag empirische Ergebnisse zu dem Teilprojekt 'Führungsgruppen und gesellschaftliche Differenzierungsprozesse in der DDR', das sich mit Rekrutierungsmustern und Karriereverläufen der DDR-Funktionselite in den 1980er Jahren beschäftigt. Dabei konzentrieren sich die Ausführungen auf das Auszeichnungswesen der DDR. Als Datenbasis dienen Personaldatenbanken, die zur Entwicklungsplanung und Kontrolle der Kader eingerichtet wurden. Das Ausgangsmaterial ist somit DDR-intern erzeugtes Prozessdatenmaterial. Das Auszeichnungswesen lässt vier Elemente erkennen: Erstens wird eine diffuse Gemeinwohlorientierung als Kriterium formuliert, zweitens ein meritokratisches Prinzip festgelegt (hohe Leistungen), drittens wird von vornherein eine Quotierungsoption eingeräumt und viertens wird deutlich gemacht, dass der gesamte Prozess der Ehrung einer strikten parteipolitischen Kontrolle unterliegt. In diesem Zusammenhang stellt sich im Rahmen einer Gesellschaft, in der das ökonomische Kapital nur residuale Bedeutung hatte, folgende Frage: War dieses Auszeichnungswesen eine Art Relikt des 18./19. Jahrhunderts, das als eine Art leeres Ritual im Sozialismus wirkungslos weiterexistierte oder (re-) produzierte das Auszeichnungswesen horizontale und vertikale Differenzierungen, so dass hier 'feine Unterschiede' entstanden, die als symbolisches Kapital die Opportunitätsstrukturen der Geehrten auch tatsächlich beeinflussten? Hinsichtlich der Ernsthaftigkeit des Auszeichnungswesens zeigt die Auswertung der Kaderdatenspeicher, dass für fast die Hälfte der erfassten Personen keine Auszeichnungen registriert wurden. Es ist ein deutliches Strukturmuster erkennbar: Einer sehr kleinen Gruppe von vielfach mit hohen Orden ausgezeichneten Personen steht eine wesentlich größere Gruppe von Personen gegenüber, die während ihres Berufslebens nur selten und dann mit niedrigen Orden geehrt wurden. Die Indikatoren der Parteizugehörigkeit und Auszeichnungen deuten darauf hin, dass nur die politiknahen gesellschaftlichen Sektoren politisches Commitment bis in die mittlere Führungsebene durchsetzten. In allen anderen Bereichen ist lediglich die Spitze in dieser Weise integriert. So lassen sich auf der Ebene des symbolischen Kapitals deutliche Desintegrationen (vertikal und horizontal) feststellen, die positiv formuliert als Politikferne oder als Option auf die Pflege subsystemarer Eigenrationalitäten interpretiert werden können. Betrachtet man abschließend die soziale Herkunft der Geehrten und die Parteizugehörigkeit, dann lässt sich der Elitenwechsel in der DDR erkennen. In der Generation der 1930 und früher geborenen überwiegt bei den Ordensträgern ganz deutlich die Herkunft aus der Arbeiterklasse, während die alte bürgerliche Intelligenz von diesem Kapital fast vollständig ausgeschlossen war. (ICG2)},
 keywords = {Quotierung; Rekrutierung; Sozialismus; soziale Herkunft; Leistungsprinzip; SED; Elite; integration; German Democratic Republic (GDR); power; quotation; common good; Parteipolitik; social stratification; Gemeinwohl; working class; executive position; Integration; social background; Orden; Macht; party politics; Socialist Unity Party of Germany (GDR); soziale Schichtung; Sozialstruktur; party supporter; military; elite; socialism; performance principle; Militär; Beruf; DDR; social structure; Arbeiterklasse; Parteianhänger; occupation; Führungsposition; recruitment; bourgeois society; monastic order; bürgerliche Gesellschaft}}