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%T ASEAN plus China: Verliert die EU den Anschluss? Bilaterale Handelsabkommen der EU auf dem Prüfstand
%A Matthes, Jürgen
%A Schmelzer, André
%A Schmucker, Claudia
%P 27
%V 3
%D 2010
%@ 1611-7034
%= 2011-03-15T14:33:00Z
%~ USB Köln
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-218834
%X "Am 1. Januar 2010 trat die drittgrößte Freihandelszone der Welt zwischen sechs
ASEAN-Staaten und China (ACFTA) in Kraft, die neben weitgehenden Zollsenkungen
auch partielle Liberalisierungen bei Dienstleistungen und Investitionen vorsieht.
Die Liberalisierung ist recht ehrgeizig – selbst angesichts begrenzter Ausnahmeregelungen
vom sofortigen Zollabbau für gewisse sensitive Produkte. ACFTA
dürfte somit bei Produkten ohne Ausnahmeregelung und mit hoher Zollsenkung
zu Wettbewerbsnachteilen für die EU führen.
Dies gilt umso mehr, als die Verhandlungen zwischen der EU und der gesamten
ASEAN-Region über ein umfassendes Freihandelsabkommen im März 2009 ausgesetzt
wurden. Dagegen war China mit einer stufenweise erfolgenden Liberalisierung
erfolgreich mit ASEAN insgesamt, nicht zuletzt auch, weil es die Agenda
nicht wie die EU mit politischen Themen wie Menschenrechte, Arbeits- und Sozialstandards
beladen hatte. Auch die EU sollte hier mehr Flexibilität zeigen.
Die EU will jetzt mit den einzelnen ASEAN-Staaten Abkommen aushandeln,
zunächst mit Singapur und Vietnam. Ein Handelsvertrag mit Singapur sollte zwar
relativ zügig möglich sein. Allerdings scheint es sehr fraglich, ob dieser als Modell
für die Abkommen mit den übrigen ASEAN-Staaten dienen kann, die sich in Wirtschaftsstruktur
und Liberalisierungswillen meist stark von Singapur unterscheiden.
Es wäre daher wichtig für die EU, gewisse gemeinsame Mindeststandards für alle
Einzelabkommen zu definieren, um so die Regelungsvielfalt etwas zu begrenzen.
Mittelfristig sollte die EU zudem den regionalen Ansatz mit ASEAN insgesamt
wieder aufgreifen und langfristig eine Multilateralisierung der Regelungen
anstreben.
Auch grundsätzlich sollte die EU ihre Strategie überdenken, immer neue bilaterale
Handelsabkommen zu schließen, weil sie damit das 'Race for Markets' und
den Bilateralismus immer mehr anheizt. Bilaterale Handelsabkommen schaffen
zwar wichtige neue Liberalisierung gerade auch bei WTO-plus-Themen. Doch sie
benachteiligen Drittstaaten und erhöhen die Transaktionskosten gerade für KMUs
(Spaghetti-Bowl-These). Zudem spricht vieles dafür, dass sie Stolpersteine für die
multilaterale Liberalisierung sind.
Stattdessen sollte die EU mehr Verantwortung für das multilaterale Regelwerk des
Welthandels übernehmen und sich nachdrücklich dafür einsetzen, die Handlungsfähigkeit
der WTO wieder zu stärken. Dies ließe sich etwa mit plurilateralen Abkommen
im Rahmen der WTO erreichen, für die die EU mit Nachdruck werben sollte." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Berlin
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info