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%T Wüste und Oase: zur sozialen Ordnung gestalteter Landschaft
%A Jacob, Ulf
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 5859-5869
%D 2008
%I Campus Verl.
%@ 978-3-593-38440-5
%= 2010-10-01T15:22:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-153727
%X "Die Dichotomie von 'Wüste' und 'Oase' ist ein klassischer Topos der Landschaftsgestaltung. Schon Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871), einer der bedeutendsten deutschen Gartenkünstler, sah seine Bestimmung darin, 'Oasen in Sandwüsten anzulegen'. Und noch anderthalb Jahrhunderte später betreibt die Internationale Bauausstellung (IBA) 'Fürst-Pückler-Land' (2000-2010) unter anderem das Projekt, in der 'Wüste' des  Niederlausitzer Braunkohlentagebaus Welzow-Süd eine 'Oase' zu schaffen. Dabei ging und geht es stets um mehr als die reine Landschaftskunst: immer verbinden sich die Gestaltungsfragen mit gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen und kulturellen Präferenzen sowie - in der Folge widersprüchlicher Interessenlagen der Raumakteure - auch mit sozialen Konflikten. Idealtypisch ist die Rede von der 'Oase inmitten einer Wüste' (Pückler-Muskau) auf folgenden Sinn- und Handlungsebenen angesiedelt: Räumlich bedeutet sie eine gestaltete, überproportional ausgestattete und alle Sinne anregende 'Insel' inmitten eines ungestalten, mangelhaften und relativ reizarmen Umfeldes. Ästhetisch betont sie den Kontrast zweier Wahrnehmungsqualitäten, etwa zwischen erhabener Größe und Monotonie einerseits und pittoresker Subtilität und Vielfalt andererseits. Symbolisch lässt sie sich als dualistische Metaphorik erklären, die einen bestimmten Idealzustand verteidigt oder als erstrebenswert vor Augen stellt und dabei Kultur (kultivierte Natur) gegen Unkultur (wilde Natur) setzt (oder mit dieser Entgegensetzung spielt). Handlungspraktisch legitimiert sie Herrschaft, hilft bei der Begründung und Durchsetzung planerischer Intentionen, sichert Gestaltungshoheit und lässt sich zur Projektwerbung nutzen. Selbst- und fremdidentifikatorisch unterscheidet sie zwischen den Rollen des Oasen-Schöpfers und der Wüsten-Bewohner, wobei sie normativ-pädagogisch ersteren ermächtigt, letztere auf dem Wege der Erziehung durch Umweltgestaltung in ein kultiviertes Binnenmilieu zu überführen. Ist es der Oase zum einen aufgegeben, als Organ der Abgrenzung für den Ausschluss aller störenden Einflussgrößen zu sorgen, geht von ihr zum anderen als Plattform der Entgrenzung eine weit ausstrahlende Vorbildwirkung aus. Vornehmlich am Beispiel der Lausitz soll der gesellschaftliche Verweisungsgehalt des 'natürlichen' Wüsten-Oasen-Modells diskutiert werden." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info