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%T Abschied von der Handlungsträgerschaft: zur Transformation von Gesellschaft und Sozialtheorie
%A Niedermaier, Hubertus
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 3114-3122
%D 2008
%I Campus Verl.
%@ 978-3-593-38440-5
%= 2010-10-01T15:12:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-151336
%X "Die Etablierung der Soziologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin verdankt sich nicht zuletzt der Entwicklung von Theorien sozialen Handelns, die das Individuum in den Mittelpunkt rücken, um gesellschaftliche Phänomene zu erklären. Nicht nur die Soziologie, sondern auch die Handlungstheorie beruht auf Grundideen der Aufklärung und ist damit letztlich ein Produkt der Moderne. Die Vorstellung eines Individuums, das als freier und eigenverantwortlicher Handlungsträger losgelöst von Tradition und Gemeinschaft rational kalkulierend agiert, wäre für vormoderne Zeiten ebenso undenkbar, wie die Idee der gestaltenden Handlungsfähigkeit der selbstbestimmt koordinierten Individuen. Bei aller Kritik die dem homo oeconomicus und dem demokratisch gelenkten Staat immer wieder entgegengebracht wurde, ist doch beides zumindest als Idealtypus nicht aus der Geschichte der Neuzeit wegzudenken. Dass nun beides zugleich - sowohl der Glaube an die 'Trägerschaft' der Handelnden als auch jener an die selbstbestimmte Gestaltungsfähigkeit der Demokratie - schwindet, dürfte kein Zufall sein. Die industrielle Revolution war ebenso wie das gesamte Industriezeitalter von der kollektiven Erfahrung getragen, dass rationales, intentionales, individuelles Handeln wie auch absichtsvoll koordiniertes im Staat es vermag, die Welt zu verändern. Heute schwindet dieses moderne Selbstverständnis mehr und mehr dahin. Der individuelle Lebensweg hängt, so hat man den Eindruck, eher von verschiedensten Zufällen als von den intendierten Handlungen des Einzelnen ab. Die Entwicklung des Staates wirkt mehr von den unentrinnbaren Folgen der Globalisierung gelenkt als vom Volk selbstbestimmt. Das eigene ebenso wie das Schicksal der Gesellschaft scheint sich unabhängig von den Handelnden gemacht zu haben. Damit verlässt man aber die Gedankenwelt der aufgeklärten Moderne, die auf der Überzeugung von der Gestaltbarkeit der Welt durch das handelnde Individuum gründet. Wenn sich nun einerseits so manche Soziologen von der Handlungstheorie abwenden, und andererseits andere zwar an ihr festhalten, aber sie in einem Maße modifizieren, dass sich geradezu eine 'De-Individualisierung' der Handlungsträgerschaft ergibt, dann bildet der Wandel der Sozialtheorie den Spiegel einer 'konjunktiven Erfahrung', wie sie für Mannheim im Mittelpunkt des sozialen Lebens und Denkens steht." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info