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@incollection{ Saake2006,
 title = {Der Arzt als Zauberer: Zur Performanz des Medizinischen},
 author = {Saake, Irmhild},
 editor = {Rehberg, Karl-Siegbert},
 year = {2006},
 booktitle = {Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2},
 pages = {1982-1990},
 address = {Frankfurt am Main},
 publisher = {Campus Verl.},
 isbn = {3-593-37887-6},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-144070},
 abstract = {"Mit pädagogischen Konzepten wie Empowerment und shared decision making und entsprechenden Institutionen wie Klinischen Ethik-Komitees soll eine veränderte Bedeutung der Rolle des Arztes angezeigt werden. Die medizinsoziologische Argumentation interpretiert diesen Wandel im allgemeinen als Abkehr von paternalistischen Konzepten zu egalitären Umgangsformen. Die Habermassche Behauptung einer zunehmenden Durchsetzung von symmetrischen Argumentationen und reversiblen Argumenten scheint sich hierbei zu bewähren. Auf der Grundlage einer Datenbasis mit qualitativen Experteninterviews (DFG-Projekt 'Todesbilder', DFG-Projekt 'Klinische Ethik-Komitees', beide unter der Leitung von Armin Nassehi, München) ergibt sich jedoch ein anderes Bild, dem zufolge sich dieser Zusammenhang ganz anders darstellt. Als Inbegriff des Medizinischen erscheint hierbei eine spezifische Kommunikationsform, die, indem sie von der Person des Patienten absieht und sich dem Körper des Patienten widmet, notwendig asymmetrisch ist. Als Performanz des Medizinischen soll dabei etwas bezeichnet werden, was sich im besten Fall als Zauberei, im schlechtesten Fall schlicht als Lüge beschreiben lässt: Um die Mitarbeit des Patienten zu gewinnen, wird er vom Arzt auf eine hoffnungsvolle Zukunft festgelegt. Aus dieser Perspektive stellt sich die aktuelle Situation nun völlig anders dar. Während der paternalistische Arzt noch in der Lage war, die Gültigkeit seiner Interpretation der Situation durch Autorität sicherzustellen, werden nun zunehmend konkurrente Erklärungsmuster sichtbar. Die Bearbeitung dieser abweichenden Expertisen erfolgt einerseits durch eine Entmedizinalisierung von Entscheidungskontexten (Ethik-Komitees, evidence-based-medicine, Ökonomisierung) und andererseits durch eine Beschränkung des Medizinischen auf die 'Zauberei' (Optionssteigerung). Das dahinterliegende Problem ist das einer Asymmetrie, die zwar als problematisch empfunden wird (Dominanz des Arztes), die jedoch weiterhin ein genuiner Bestandteil der Behandlung ist, weil nur sie eine Eindeutigkeit schafft, die den Patienten an die Behandlung bindet (Performanz des Medizinischen). Der Beitrag stellt Ergebnisse der genannten qualitativen Untersuchung vor und entwickelt auf dieser Grundlage eine Diagnose zur gegenwärtigen Situation medizinischer Praxis. Verwendet werden dafür systemtheoretische Argumente, mit deren Hilfe die unhinterfragten Grundannahmen einer 'demokratischen' Medizin beleuchtet werden können." (Autorenreferat)},
 keywords = {occupational role; role; practice; Berufsrolle; communication; physician; Arzt-Patient-Beziehung; Medizin; Arzt; Kommunikation; Praxis; medicine; sozialer Wandel; Entwicklung; development; Rolle; social change; physician-patient relationship; Patient; patient}}