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%T Kritische Theorie der Gleichheit: von den sozialen Unterschieden über die unsoziale Ungleichheit zur sozialen Ungleichheit
%A Koenen, Elmar J.
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 2277-2282
%D 2006
%I Campus Verl.
%@ 3-593-37887-6
%= 2010-10-01T14:41:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-143856
%X "Zunächst versucht der Vortrag kurz zu erläutern, in welchem Sinn hier 'kritisch' als Bezeichnung von Theorie in Anspruch genommen wird. Sie soll die gesellschaftliche Selbstwahrnehmung einer langfristig krisenhaften Transformation der Gesellschaft betonen, die auch ihre Sozialtheorien 'kritisch' werden lässt. Das zwingt diese zu genaueren Unterscheidungen der Systemreferenzen und deutlicheren, an der Differenz von Sache und Begriff orientierten, präskriptiven Optionen, - beides Kennzeichen 'kritischer' Theorien. Danach setzt die Argumentation am Spannungsverhältnis zwischen Gleichheits- und Ungleichheitsdiskursen in der gesellschaftlichen Kommunikation an. Es irritiert, dass die sozialwissenschaftlichen Überlegungen zur 'Sozialen Ungleichheit' in den letzten Jahrzehnten ein paradoxes Verhältnis zu den entsprechenden empirischen Daten und Beschreibungen entwickelt haben. Während die Verbreitungsmedien von weltweit gewachsenen sozialen Ungleichheiten berichten, fällt eine gleichzeitige Dethematisierung und Entdramatisierung des Themas in Politik und Wissenschaft auf. Der Vortrag nimmt jene theoriepolitische Situation auf, in der man die moderne Gesellschaftsentwicklung rekonstruieren kann als unendliche Geschichte von der gesellschaftsinternen Erzeugung und Entdeckung immer mehr und immer neuer, ökonomischer, politischer, ideologischer, sozialer und kultureller Disparitäten. In dem Maß, wie Gesellschaft als homogener Zusammenhang gedacht wird, wie generalisierende Inklusionsformeln wie 'Gattung', 'Kultur' etc. ins allgemeine Bewusstseintreten und sich die Individuen als prinzipiell gleichgeltende behaupten und beschreiben, werden bloße Unterschiede als Ungleichheiten wahrnehmbar. Eine schließlich global generalisierte Vergleichbarkeit, die alle(s) mit allen/m ins Verhältnis setzt und damit ständig neue Ungleichheiten erzeugt, würde eigentlich eine Abstimmung der Politiken der Gleichheit mit denen der Ungleichheit nahelegen. Dabei wäre zu unterscheiden zwischen sozialen Gleichheiten, die, wie z.B. 'Chancengleichheit', bewusst als Voraussetzung zur organisierten Herstellung gesellschaftlich notwendiger sozialer Ungleichheit institutionalisiert sind und sozialen Gleichheiten, die, wie z.B. solche der politischen Teilhabe eher als Eigenwert angelegt sind. Damit erinnert der Vortrag auch an den gesellschaftlichen Kontext, innerhalb dessen die Strategie der Umdeutung von Unterschieden zu sozialen Ungleichheiten eine politisch progressive Funktion gehabt hat. Zunächst war ihre gesellschaftliche Hergestelltheit sichtbar geworden, danach wurde ihre Veränderbarkeit zum Thema. Wo die politische Einwirkung auf (Un)gleichheitsverhältnisse an Grenzen kommt, müsste 'Kultur' die Wiedereinübung des Umgangs der sozial Ungleichen mit faktischer und kontrafaktischer sozialer Gleichheit übernehmen. Das kulturelle Gedächtnis ist die einzige Instanz, die in der Lage wäre, an die entsprechenden Anfänge bürgerlicher Zivilitätzu erinnern und deren Geltungsanspruch zu begründen." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info