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%T Wenn sich biographische Konstruktionen nicht mehr lohnen
%A Bukow, Wolf-Dietrich
%E Sahner, Heinz
%E Schwendtner, Stefan
%P 48-53
%D 1995
%I Westdt. Verl.
%@ 3-531-12836-1
%= 2010-10-01T14:19:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-137750
%X "Vorstellungen über den eigenen Lebenslauf, über die eigene Gegenwart und Zukunft sind immer sehr deutlich davon bestimmt, welche gesellschaftlichen Möglichkeiten man überhaupt für sich sieht. Es kann deshalb kaum erstaunen, wenn diejenigen Bevölkerungsgruppen, mit denen offenkundig nicht mehr gerechnet wird, allmählich auf biographische Konstruktionen verzichten. Eine Bevölkerungsgruppe, die heute von der Gesellschaft nichts mehr erwartet, einfach weil sie sich in ihren basalen Mitgliedschaftsfunktionen beschnitten sieht, ist die dritte Generation der sogenannten Gastarbeiter. Wegen einer nur mangelhaften rechtlichen, sozialen und kulturellen Gleichstellung mit ihren Alterskameraden findet sich diese Generation spätestens nach dem Ende der Schule in ein Niemandsland abgeschoben. In diesem Niemandsland gibt es kaum noch tragfähige soziale, territoriale und kulturelle Bezugspunkte. (1) In eine schon imaginäre Alltagswelt abgedrängt, wird häufig der Versuch gemacht, den eigenen Lebenslauf über eine landsmannschaftliche Zuordnung in Richtung Herkunftsfamilie zu reorganisieren. Die Gegenwart und Zukunft derart durch die Vergangenheit zu besetzen, führt jedoch schnell in eine ethnisierende Dynamik. (2) Einmal in diese Dynamik geraten sehen sich die Jugendlichen alsbald in Konflikte mit ihrer Mit- und Umwelt verstrickt. Eine zunehmend ethnisch aufgeladene Biographie reibt sich mit den Grundeigenschaften fortgeschrittener Industriegesellschaften, in denen ethnische Arrangements grundsätzlich zu einer Angelegenheit des privaten Stils geworden sind. Sie macht aber auch dort Probleme, wo diese Grundeigenschaften nicht mehr so ernst genommen werden, also wieder ethnische Bekenntnisse in der Öffentlichkeit modern werden, weil dann Kulturkonflikte angesagt sind. (3) In dieser doppelten Frontstellung versuchen manche Vertreter der dritten Generation, sich ein Territorium mit eigenen sozialen und kulturellen Strukturen zu schaffen. Dies wird dann allerdings von der lokalen Öffentlichkeit sehr schnell als 'Gang'-bildung wahrgenommen und bekämpft. Gleichzeitig tut sich eine weitere Front auf. Derart in Mißkredit geraten wenden sich nunmehr nämlich auch die Herkunftsfamilien, die sich mühsam in ghettoähnlichen Quartieren eingeigelt haben, ab. Die hier knapp angedeuteten Tendenzen werden am Beispiel einer Kölner Jugendgang, den 'Leipzigern', vorgestellt. Dabei soll deutlich werden, wie der dritten Generation systematisch der Boden unter den Füßen weggezogen wird und wie zum Schluß auf biographische Konstruktionen überhaupt verzichtet wird." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Opladen
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info