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https://doi.org/10.21241/ssoar.104137
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Drafting: Zur Temporalität und Materialität einer textbasierten Praxis internationaler Verhandlungen
[Konferenzbeitrag]
Körperschaftlicher Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract Diplomatische Verhandlungen kreisen um die Verfertigung von Textentwürfen. In den Texten (Entscheidungen, Protokolle, Resolutionen etc.) manifestieren sich die Positionen der Verhandlungspartner und werden durch die Verschriftlichung für weitere Bezugnahmen anschlussfähig gemacht. Diese Texte können... mehr
Diplomatische Verhandlungen kreisen um die Verfertigung von Textentwürfen. In den Texten (Entscheidungen, Protokolle, Resolutionen etc.) manifestieren sich die Positionen der Verhandlungspartner und werden durch die Verschriftlichung für weitere Bezugnahmen anschlussfähig gemacht. Diese Texte können im Vorfeld internationaler Treffen oder Sitzungen durch Unterhändler/innen ausgehandelt werden. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Diplomat/innen internationaler Delegationen in raum-zeitlicher Kopräsenz an Textentwürfen arbeiten. Diese Praxis soll in dem vorgeschlagenen Beitrag am Beispiel der internationalen Verhandlungen über das UNESCO-Welterbe beleuchtet werden. In dem Beitrag wird einleitend kurz auf das kulturpolitische Instrument des Welterbes eingegangen und der institutionelle Rahmen der Komiteesitzungen erläutert. Im Hauptteil des Beitrags wird der gemeinsame Entwurfsprozess der internationalen Delegationen beschrieben, systematisiert und interpretiert. Auf der jährlichen Sitzung des Welterbekomitees werden u.a. neue Welterbestätten auf die Liste des Welterbes aufgenommen. Den Diplomaten liegt vor Beginn der Verhandlung der Entwurf eines Entscheidungstextes (draft decision) vor, der in dieser Form angenommen oder modifiziert werden kann. Modifizierungen können sowohl schriftlich auf Formularen eingereicht als auch in der Debatte mündlich formuliert werden. Das Sekretariat führt diese Änderungen zusammen; sie erscheinen live auf großen Screens im Verhandlungssaal. Bei abweichenden Formulierungsvorschlägen werden die jeweils dahinter stehenden Länder markiert, sodass sich auch die Mehrheitsverhältnisse innerhalb des Plenums abbilden. In dem Beitrag wird sowohl die multidimensionale Materialität (Sprache, Text, Formular, Screen) als auch die Zeitlichkeit (Vorläufigkeit der Formulierungen, Versuche des Öffnens und Schließens) des Entwurfsprozesses reflektiert. Der Beitrag schließt mit konzeptuellen Überlegungen zu allgemeinen Charakteristika von Entwurfsprozessen. Dabei werden insbesondere die gegenläufigen Praktiken des Öffnens und Schließens sowie das Spannungsverhältnis zwischen Vorläufigkeit und Festschreibung des Textes reflektiert.... weniger
Thesaurusschlagwörter
Diplomatie; internationale Organisation; Kulturpolitik; UNESCO; Verhandlung; Text
Klassifikation
Ethnologie, Kulturanthropologie, Ethnosoziologie
Freie Schlagwörter
Bildschirm; Entwerfen; Medialität; Praxistheorie; Welterbe
Titel Sammelwerk, Herausgeber- oder Konferenzband
Geschlossene Gesellschaften: Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016
Herausgeber
Lessenich, Stephan
Konferenz
38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Geschlossene Gesellschaften". Bamberg, 2016
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2017
ISSN
2367-4504
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet