Zwischen Wirtschafts- und Raketenwunder: vom Sängerstreit über den Stacheldraht

Abstract

Der Verfasser analysiert die Wohlstandslyrik der bundesdeutschen Wirtschaftswunderzeit und zeigt, daß Entstehungs- und Akzeptanzbedingungen für 'lyrisch-euphemistische Kommunikationskonzepte' in der Bundesrepublik seit Ende der fünfziger Jahre besonders günstig waren. Den Werbegedichten und Konsumhymnen des kapitalistischen Westens werden die Propagandagedichte der DDR gegenübergestellt, die 'der heraufziehenden Morgenröte des Sozialismus verpflichtet' sind. Der Vergleich eines sozialistischen Lehrgedichts mit Eugen Roths Zeitgedicht zur sozialen Marktwirtschaft macht deutlich, daß sich der grundlegende Dissenz vor allem auf die Frage konzentriert, 'ob sich eine Leistungsethik kollektiv oder individuell begründen läßt'. (ICE)