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@incollection{ Müller2019,
 title = {Wer ist lesbisch und schwul? Kritische Überlegungen zu sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in gesundheitswissenschaftlichen Studien},
 author = {Müller, Alex},
 editor = {Burzan, Nicole},
 year = {2019},
 booktitle = {Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen: Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018},
 publisher = {Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)},
 issn = {2367-4504},
 doi = {https://doi.org/10.21241/ssoar.100870},
 abstract = {Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität (SOGI) sind soziale Determinanten der psychischen und physischen Gesundheit von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender* (LSBT*) Menschen, bedingt durch Marginalisierung, Diskriminierung und schlechteren Zugang zu gesundheitlicher Versorgung. Während aktuelle Forschung die empirische Grundlage für notwendige Interventionen in der Gesundheitsversorgung und Forschung darstellt, erklären die meisten Studien nicht, wie SOGI ihrer Teilnehmenden definiert und operationalisiert sind. Da SOGI als soziale Konstrukte stark von sozialen, historischen und geografischen Kontexten beeinflusst sind, ist diese Frage jedoch von entscheidender Bedeutung. LSBT* Identitäten sind kontextspezifisch und oftmals von Ort zu Ort umstritten. Was bedeutet dies für Studien zu SOGI-begründeten Ungleichheiten, insbesondere für Studien außerhalb europäisch oder amerikanisch geprägter Mehrheitsgesellschaften? In anderen Worten: Was messen wir, wenn wir SOGI messen, wen befragen wir - und wen nicht? Anhand von empirischen Daten einer komparativen, quantitativen Studie zu SOGI-begründeten Ungleichheiten in der psychischen Gesundheit von LSBT* Menschen in Botswana, Kenia, Lesotho, Südafrika und Swasiland belegen wir Disparitäten in Gewalterfahrungen, Depression, Suizidalität und Substanzgebrauch. Weiterhin erarbeiten wir die Widersprüche des Versuches, LSBT* Identitäten in einer breit angelegten komparativen Gesundheitsstudie zu identifizieren. Die Komplexität in der Bestimmung von SOGI wirft Fragen darüber auf, wie gesundheitliche Ungleichheiten, die auf umstrittene sozialen Identitäten zurückzuführen sind, gemessen werden können. Dies ist besonders in postkolonialen Kontexten relevant, in denen sich das Eigenverständnis von SOGI zum Teil erheblich von westlichen Verständnissen unterscheidet. Ich argumentiere, dass der Operationalisierungsprozess von SOGI in Erhebungsfragen und Variablen - durch Sprache, Begriffe und Konzepte - unweigerlich abgrenzt, wer als LSBT* identifiziert und somit gezählt wird. Dies ist potentiell eine Einschränkung in Studien, die solche Kategorien als selbstverständlich und universell konzipieren. Abschließend diskutiere ich, ob die Spannung zwischen komplexen Identitäten und statistischen Erfassungskategorien in der gesundheitswissenschaftlichen Forschung zu SOGI-begründeten Ungleichheiten gelöst werden kann.},
 keywords = {Geschlecht; gender; sexuelle Orientierung; sexual orientation}}