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%T Zehn Millionen Stimmen: wen wählen Ägyptens Sufis?
%A Wirth, Ruth
%P 8
%V 2
%D 2013
%K Sufismus; Islamisten
%@ 1862-3611
%~ GIGA
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-339137
%X Vom 22. April bis Mitte Juni 2013 waren in Ägypten Parlamentswahlen geplant. Wegen
des Streits um ein neues Wahlgesetz und des Boykottaufrufs der Opposition ist ihre
Durchführung vorerst auf unbekannte Zeit verschoben worden.
Aus allen landesweiten Wahlen und Abstimmungen in Ägypten seit dem Sturz des ehemaligen
Präsidenten Hosni Mubarak im Jahr 2011 gingen bisher Islamisten als Sieger
hervor. Die Analyse der Ergebnisse sparte bislang jedoch ein Spektrum muslimischer
Gläubiger aus, das die Mitglieder und Sympathisanten islamistischer Parteien zahlenmäßig
weit übertrifft: die ägyptischen Sufis (Mystiker ).
   Die in ganz Ägypten verbreiteten Sufi-Orden zählen etwa zehn Millionen Anhänger.
Rund eine Million von ihnen treten in Bruderschaften organisiert auf, jedoch verhinderten
Fragmentierung und unterschiedlicher Organisationsgrad bisher eine größere
politische Mobilisierung und Einflussnahme.
   Auch die traditionelle politische Zurückhaltung der Sufis stand ihrer direkten
Partizipation bei den ersten freien Wahlen im Jahr 2011 entgegen. Bis zur Revolution
2011/2012 hatte ihre Führung, der Oberste Rat der Sufi-Orden, meist mit dem jeweiligen
Regime kooperiert. Durch ihre Einbeziehung in das religiöse Establishment der
islamischen al-Azhar-Universität hatten sie indirekt politischen Einfluss ausgeübt.
   Seit 2009 erhoben sich aus den Reihen der Sufi-Orden kritische Stimmen gegen die
Botmäßigkeit ihrer Führung gegenüber der Regierungspolitik. Entgegen anders lautender
Vorwürfe nahmen auch junge Sufis am Umsturz vom Januar und Februar
2011 teil.
   Übergriffe salafistischer Kräfte auf sufische Einrichtungen und Heiligtümer nach
dem Regimewechsel motivierten viele Sufis, ihre unpolitische Haltung aufzugeben
und sich vermehrt politisch zu beteiligen. Mit der „Ägyptischen Befreiungspartei“
(Hizb at-Tahrir al-Masri) gründeten sie erstmals eine politische Partei. Deren bisher
schlechtes Abschneiden muss angesichts des potenziellen Wählerreservoirs nicht
von Dauer sein.
%C DEU
%C Hamburg
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info