Im Netz sozialer Beziehungen: Möglichkeiten und Grenzen lokaler Experten in Afrika

Abstract

In den letzten Jahren intensivieren sich die Forderungen nach einer stärkeren Berücksichtigung lokaler Experten in der technischen und personellen Entwicklungszusammenarbeit. Selbst die "demokratischen Erneuerung" vieler afrikanischer Staaten seit dem Beginn der 1990er Jahre hat allerdings wenig daran geändert, dass die tradierten Patronagesysteme, Vetternwirtschaft und Korruption fortdauern. Die lokalen Experten sind diesem Patronagesystem weiterhin verpflichtet. Im Fall eines Konflikts mit den Normen des jungen demokratischen Staates westlichen Musters haben die Solidaritätsforderungen der eigenen "traditionellen" sozialen Bezugsgruppen Vorrang. Unabhängigkeit, im Sinne eines rechtsstaatlichen, an der Entwicklung der Nation orientierten Handelns, wie es heute die westliche Gebergemeinschaft zur Maxime erhebt, ist unter diesen Umständen für einen lokalen Experten noch schwieriger zu verteidigen als für seinen ausländischen Counterpart. Außerdem sind die meisten lokalen Experten auf Grund ihrer Ausbildung und ihres schichtspezifischen Interesses relativ stärker an überholten Entwicklungskonzepten (z.B. an konventionellen Modernisierungstheorien des Technologietransfers) ausgerichtet als ihre internationalen Kollegen. Empfehlenswert wäre daher eine partnerschaftliche Zusammenarbeit lokaler und ausländischer Experten, die den besonderen Fähigkeiten lokaler Experten Rechnung trägt. Zum Beispiel deren besondere Kenntnis lokaler und soziokultureller Normen und Sprachen. Zu diesem Zwecke erscheint eine neue Arbeitsteilung zwischen lokalen und internationalen Experten sinnvoll.

In recent years, the demands for greater consideration of local experts in technical and human resources development cooperation are intensifying. However, even the "democratic renewal" of many African states since the beginning of the 1990s, has not changed the underlying socio-cultural network. 'Traditional' patronage systems, nepotism and corruption continue to strive. The local experts are still committed to these patronage systems. In the case of a conflict with the norms of the democratic African state, formed according to the Western model, solidarity demands of the local expert’s own "traditional" social reference groups have still priority. Independence, in the sense of a rule of law oriented agency, orientated at the development of the nation, as the Western donor community sets the maxim today, is in these circumstances even more difficult for a local expert to defend than for his foreign counterpart. In addition, most local experts are relatively more focused on outdated development approaches (e.g. conventional modernization theories of technology transfer) than their international counterparts because of their education and class-specific interest. It is therefore to recommend that local and foreign experts cooperate as partners, taking into account the comparative advantage of specific socio-cultural skills of local experts. For example, their special knowledge of local and socio-cultural norms and languages. For this purpose, a new division of labor between local and international experts is essential.