Marktintegration der preußischen Wirtschaft im 19. Jahrhundert: Skizze eines Forschungsansatzes zur Fluktuation der Roggenpreise zwischen 1821 und 1865

Abstract

Schon frühzeitig glaubten Wirtschaftswissenschaftler (1861 und 1879) aus der Analyse der Preisentwicklung auf Getreidemärkten in unterschiedlichen Regionen (Preußen und Europa) folgern zu können, daß sich die bestehenden Preisunterschiede allmählich vermindern. Diese Preisnivellierung wurde in erster Linie auf die verbesserten Transportmöglichkeiten (besonders die Einführung der Eisenbahn) zurückgeführt. Um die Hypothese der verstärkten Marktintegration zu überprüfen, untersucht der Artikel die Entwicklung der Roggenpreise zwischen 1821 und 1865. Ausgehend von theoretischen Überlegungen zum Phänomen der Marktintegration beschreiben die Verfasser zuerst die Berliner Roggenpreise für die Jahre 1791 bis 1934 im internationalen Vergleich und erörtern die Verkehrsverhältnisse im 19. Jahrhundert. Nach einer Operationalisierung der Hypothesen bezieht sich die eigentliche Analyse auf 63 preußische Marktstädte. Um die Hypothesen einer allmählichen Preisnivellierung systematisch zu testen, werden unterschiedliche Methoden angewandt (Graphen, Variationskoeffizienten, Korrelationen zwischen den Preisen in Berlin und anderen ausgewählten Marktplätzen, Streuungsdiagramme, univariate Spektralanalyse). Die vorläufigen Resultate erlauben - hinsichtlich der Roggenpreise - keine Bestätigung der Annahme, daß zwischen 1821 und 1865 die Marktintegration zunahm. Ein kritischer Kommentar (Reinhard Spree), der dem Beitrag beigefügt ist, weist auf methodische Schwächen der Untersuchung hin. (JL)