Arbeitswerte in Ost- und Westdeutschland: unterschiedliche Gewichte, aber gleiche Struktur

Abstract

'Nach der ALLBUS Baseline-Umfrage von 1991 messen Ostdeutsche materiellen und sozialen Arbeitswerten höhere Bedeutung zu als Westdeutsche. Bei kognitiven Werten unterscheiden sich beide Gruppen nicht. Trotz dieser Unterschiede in den Wichtigkeitseinstufungen läßt sich aber in Ost und West eine ähnliche Struktur für Arbeitswerte nachweisen: In beiden Stichproben sind die MDS-Darstellungen der Interkorrelationen der Wichtigkeitsitems fehlerfrei und in topologisch äquivalenter Weise (Radex) partitionierbar. Die Partitionierungen unterscheiden materielle, soziale und kognitive Items voneinander und, gleichzeitig, leistungsabhängige und leistungsunabhängige. Zudem sind in Ost- und Westdeutschland alle Arbeitswerte positiv untereinander korreliert, wie vorhergesagt aufgrund einer Erweiterung des ersten Einstellungsgesetzes. Schließlich sind auch die Interkorrelationen der individuell zentrierten Arbeitswerte äquivalent und bestätigen dabei z.T. die Vorhersagen der Maslow-Alderfer-Bedürfnistheorie. Verbreitete Vorstellungen über fundamentale Unterschiede bei Arbeitswerten in Ost- und Westdeutschland erweisen sich somit als strukturell falsch.' (Autorenreferat)

'Data from the 1991 ALLBUS Baseline-study show that East Germans put more emphasis on existence and relatedness values, while there is no difference in growth values between East and West Germans. Despite these differences in importance ratings there are equivalent structures for the work values in the East and the West. In both samples the MDS representations of the intercorrelations of the work values can be partitioned without error in the sense of a radex: its polar facet separates existence, relatedness and growth items; its modular facet distinguished performance dependent from performance independet items. Moreover, all items are positively correlated in both parts of Germany, which was predicted by a generalization of the first law of attitudes. Finally, the intercorrelations of the individually centered work values are similar and at least partially corroborate the predictions derived from Maslow-Alderfer need theories. Thus, wide-spread notions about fundamental differences in work values between East and West Germany turn out to be structurally wrong.' (author's abstract)|