Endnote export

 

%T Schutzprozesse gegen sexuelle Übergriffe: Partizipative Prävention im sozialen Umfeld vulnerabler Jugendlicher: Kurzbericht über zentrale Ergebnisse aus Teilprojekt B/DJI "Selbstschutzstrategien und unterstützendes Verhalten von Bystandern sowie Fachkräften"
%A Pooch, Marie-Theres
%A Fakhir, Zainab
%A Meyer, Rosalie
%A Kindler, Heinz
%A Eissa, Samira
%P 47
%D 2022
%@ 978-3-86379-370-8
%~ DJI
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-90218-4
%X Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Zeitraum von April 2018 bis Februar 2021 geförderte Forschungsprojekt "Schutzprozesse gegen sexuelle Übergriffe" verfolgte das Ziel, individuelle, soziale und institutionelle Schutzprozesse in der Abwehr sexueller Übergriffe unter Jugendlichen zu untersuchen. Das Projekt wurde gemeinsam vom Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen im Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg (FIVE) und vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) durchgeführt. Im DJI wurden Daten von 243 Jugendlichen (in der Altersspanne zwischen 15 und 20 Jahren) in 28 Einrichtungen stationärer Jugendhilfe in drei Bundesländern und in sechs Haupt- bzw. Werkrealschulen in zwei Bundesländern erhoben. Ziel war die Erfassung von Erfahrungen als Bystander (d.h. als Dritte) im Kontext von sexuellen Übergriffen unter Jugendlichen sowie von Selbstschutzstrategien gegen sexualisierte Gewalt. Der Großteil der Jugendlichen verfügt nach eigenen Angaben über eine Bandbreite an Selbstschutzstrategien in lebensweltlichen Kontexten wie Ausgehen, persönlichen Begegnungen mit Online-Bekannten und eigener Partnerschaft. Über die Hälfte der Befragten (60%) hat mindestens einmal sexualisierte Gewalt unter anderen Jugendlichen beobachtet oder davon erfahren. Bei der Mehrzahl der Jugendlichen bestand hier die Bereitschaft, einzugreifen oder unterstützend tätig zu werden. Die Angaben von Jugendlichen, die in der Einrichtung, in der Schule oder mit Freunden über sexualisierte Gewalt gesprochen hatten, deuteten auf eine intensivere Auseinandersetzung mit Selbstschutz bzw. wechselseitigem Schutz vor sexualisierter Gewalt insbesondere im Kontext von Ausgehen hin. Gleichzeitig wurde von einem Drittel der Jugendlichen noch der Wunsch geäußert, mehr über sexualisierte Peer-Gewalt zu erfahren. In den beiden exemplarischen Interviews und einer Gruppendiskussion mit Leitungs- und Fachkräften zeigten sich ein hohes Bewusstsein von der Möglichkeit sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen sowie eine Auseinandersetzung mit institutionellen Schutzkonzepten. In dem - für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen typischen - Spannungsverhältnis von Schutz und Selbstbestimmung nahmen sich die Fach- und Leitungskräfte als eher wenig handlungsfähig wahr. Sie gaben an, durch die Rahmenbedingungen (wie beispielsweise die Rechtslage) bestimmt zu sein. Eine stärkere pädagogische Thematisierung von Selbstschutz und wechselseitigem Schutz vor sexualisierter Peer-Gewalt in der Arbeit mit Jugendlichen könnte hier möglicherweise Perspektiven für eine Stärkung der Handlungsfähigkeit der Fachkräfte eröffnen, vor allem aber Ansatzpunkte für ein Zurückdrängen sexualisierter Gewalt unter Gleichaltrigen aufzeigen. Brücken zur Lebenswelt der Jugendlichen sind jedenfalls erkennbar, da Selbstschutz und wechselseitiger Schutz bereits Thema sind, aber auch Unsicherheiten existieren.
%C DEU
%C München
%G de
%9 Kurzbericht
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info