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%T Katars Beziehungen zu Iran: eher Taktik als Strategie
%A Fürtig, Henner
%P 12
%V 4
%D 2017
%K Kooperationsrat der arabischen Golfstaaten
%@ 1862-3611
%~ GIGA
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-52812-3
%X Am 5. Juni 2017 brachen Saudi-Arabien, die VAE, Bahrain und Ägypten die Beziehungen zu Katar mit der Begründung ab, das Emirat verfolge einen Kollaborationskurs gegenüber Iran. Wenig später folgte ein Ultimatum. Primär geht es dabei um das Bestreben Saudi-Arabiens, alle Monarchien auf der Arabischen Halbinsel gegen Iran "auf Linie" zu bringen und weniger um eine tatsächliche strategische Partnerschaft Katars mit Iran.
Die vergleichsweise guten Beziehungen Katars zu Iran sind taktischer Natur, weil das Emirat aufgrund seiner exponierten Lage andere strategische Schlussfolgerungen aus der Kuwaitkrise von 1990 gezogen hat. Damals zeigte sich der Golfkooperationsrat (GCC), dem alle arabischen Golfmonarchien seit dem Jahr 1981 angehören, verteidigungsunfähig. Katar verlässt sich seitdem weniger auf den GCC als auf die USA.
Zudem verfolgt Katar die Strategie, zu "Freund und Feind" gleichermaßen Beziehungen zu unterhalten, um sich als Mittler und Mediator quasi "unentbehrlich" zu machen. Hierzu passt auch das gute Verhältnis zu Iran. Katar konnte hierbei durchaus Erfolge erzielen, wurde aber auch oft auf Grund der "Beliebigkeit" seiner Position heftig kritisiert.
Katar ist der weltweit größte Exporteur von Flüssiggas (LNG) und unterhält gemeinsam mit Iran das weltgrößte Erdgasfeld (North Dome/South Pars). Die daraus resultierenden gewaltigen Deviseneinnahmen wären bei einem Konfrontationskurs gegenüber Iran unmittelbar gefährdet. Diese Abhängigkeit ist innerhalb des GCC einzigartig.
Dennoch profitiert Katar von seiner Mitgliedschaft im GCC per Saldo. Eine strategische Neuausrichtung seiner Politik zugunsten Irans liegt deshalb nicht in seinem Interesse.
Katar läuft Gefahr zwischen Iran und Saudi-Arabien zerrieben zu werden, die erbittert um die Vorherrschaft am Golf und in der islamischen Welt ringen. Bei einem offenen Krieg wäre Katar akut gefährdet. Deutschland und die EU können eine weitere Eskalation verhindern helfen, indem sie regionale Vermittlungsbemühungen unterstützen, die gegenwärtig von den GCC-Mitgliedern Kuwait und Oman geleistet werden.
%C DEU
%C Hamburg
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info