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%T Vom kompetenten Umgang mit Sachunverstand vor Gericht: zum professionellen Sonderwissen von Richtern
%A Berndt, Thorsten
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 3174-3182
%D 2006
%I Campus Verl.
%@ 3-593-37887-6
%= 2010-10-01T14:38:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-143057
%X "Wissen um die Gesetze und ihre herrschende Auslegung, aber auch insbesondere der Verfahrensregeln dazu, ist in der modernen Gesellschaft, die sich durch eine zunehmende Verrechtlichung aller eben auch alltäglichen Bereiche auszeichnet, zu einem immer wichtigeren Gut geworden. Die Kenntnis oder die finanzielle Ausstattung zum Einkauf dieses Wissens, stellt einen Vorteil für Individuen dar, um ihre Interessen im gesellschaftlichen Mit- und Gegeneinander durchzusetzen. Bildung in diesem spezifischen Bereich und die materiellen Ressourcen erzeugen aus dieser Sicht soziale Ungleichheit im Kontext der Chancen des Individuums als 'Kunde' der Justiz. Wer sich beispielsweise in Zivilstreitigkeiten keinen Anwalt leisten will oder kann und nicht zu den Rechtskundigen gehört, wird auch eher nicht das Wissen um eine Prozesskostenhilfe zu seinen Gunsten verstehen oder nutzen können. Er wird u.U. nicht wissen, dass es für ihn von finanziellem Vorteil sein kann, wenn ein Richter ihm sagt, dass es besser ist die Klage zurückzunehmen oder keinen Widerspruch einzulegen, obwohl sich der Bürger dabei ungerecht behandelt fühlen mag. Der Richter muss sich im Laufe seiner Berufsjahre ein spezielles professionelles Sonderwissen um die Handhabung mit den aus dem Unwissen der juristischen Laien ums Recht entstehenden Übersetzungsproblemen aneignen. Von Rüdiger Lautmann sind uns die Begebenheiten berichtet worden, die den Akteur im Gerichtsspiel als reinen durch die Anforderung der Prozessordnung festgelegten Rollenspieler darstellt. Der Unkundige hat sich dann einzufügen. Wie wird an den heutigen Gerichten damit umgegangen, dass zwischen der Lebenswelt der so genannten 'Naturparteien' und der Praxis, dem höchst differenzierten Gerichtsprozess mit seiner dominierenden Normlogik, eine Übersetzungsleistung zu vollbringen ist? Auf welche Arten setzen Richterinnen zwei oder mehrere Welten miteinander in Beziehung und werden gewahr, dass ihre jeweiligen Situationsdefinitionen in der Folge Ungleichheit verstärken oder abmildern? Anhand empirischer Daten aus der alltäglichen Berufspraxis soll der richterlichen Perspektive in diesem Bereich der gerichtlichen Interaktion nachgespürt werden, um dieses professionelle Sonderwissen zu rekonstruieren." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info