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https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-142216
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Die dialogische Anverwandlung: zur Ausdeutung fremdkultureller Daten mithilfe von "kulturvertrauten Co-Interpreten"
Dialogic Anverwandlung: interpretation of foreign cultural data by means of "culture-familiar co-interpreters"
[collection article]
Corporate Editor
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract Begreift man Gesellschaft als eine durch handelnde Subjekte konstruierte soziale Wirklichkeit, dann ist diese Wirklichkeit erst erfasst, wenn die Sinnsetzungsprozesse der Handelnden und der dafür relevante kulturelle Bezugsrahmen nachgezeichnet sind. Bei der wissenschaftlichen Ausdeutung fremdkultur... view more
Begreift man Gesellschaft als eine durch handelnde Subjekte konstruierte soziale Wirklichkeit, dann ist diese Wirklichkeit erst erfasst, wenn die Sinnsetzungsprozesse der Handelnden und der dafür relevante kulturelle Bezugsrahmen nachgezeichnet sind. Bei der wissenschaftlichen Ausdeutung fremdkultureller Daten - und um die geht es hier - steht ein wissenschaftlicher Interpret dann unweigerlich vor der Frage, auf welcher Basis er den ihm fremden Deutungs- und Orientierungsrahmen überhaupt angemessen rekonstruieren kann. Für die empirische Sozialforschung stellt sich hier die Frage nach einer angemessenen methodischen Gestaltung der Anverwandlung bei der Auswertung fremdkultureller Daten. Da eine 'ethnographische Nachsozialisation' des Forschers in den ihm nicht vertrauten kulturellen Orientierungsrahmen viel zu aufwendig und nicht zumutbar ist, bleibt in der Regel nur die Möglichkeit, die Anverwandlung kompensatorisch mit Unterstützung von Co-Interpreten zu betreiben. Diesen Weg ist der Autor im Zuge einer Untersuchung interkultureller Kommunikationskonflikte in polizeilichen Vernehmungen mit türkischen Beschuldigten gegangen. Die Auswertungsarbeit der verschrifteten Tonbandprotokolle von den Vernehmungen mit türkischen Migranten erfolgt mit Unterstützung kulturvertrauter, also türkischer Co-Interpreten. Im Zentrum des Anverwandlungsprozesses steht der Dialog zwischen 'einheimischem' (deutschen) Interpreten und türkischem Co-Interpreten. In der Besprechung eines kleinen Gesprächsausschnitt zwischen einem Co-Interpreten und zwei einheimischen Interpreten wird illustriert, welches Problem mit dieser Form der dialogischen Anverwandlung nicht hintergehbar einhergeht. Die auf Anverwandlung hin orientierte - problematische - Lesartenproduktion ergibt sich hier also aus einem spezifischen Dialog zwischen dem Co-Interpreten und den deutschen Interpreten. Der Verlauf des Gesprächs um das Wahrheitsverständnis und die starke These des Co-Interpreten, es gäbe mehr als eine Wahrheit, mit der er eine entsprechende relativistische Disposition für die türkische Kultur und Mentalität nahe legt, ist dialogisch getragen. Die dialogische Anverwandlung mithilfe kulturvertrauter Co-Interpreten, so die Erkenntnis der Untersuchung, bietet wissenschaftlichen Interpreten zumindest die Chance zu einer irritationsbehebenden Ausdifferenzierung und Modifikation des eigenen kulturgebundenen Vorwissens und auf diese Weise ein intrinsisches Verständnis von der anderen Kultur. Man bekommt so eine auf Passung angelegte Ordnung in seine Interpretation fremdkultureller Daten. (ICG2)... view less
Keywords
police; cultural diversity; German; migrant; social reality; Turk; Federal Republic of Germany; dialogue; police officer; Weltanschauung; interpretation
Classification
Sociology of Communication, Sociology of Language, Sociolinguistics
Method
qualitative empirical; empirical
Collection Title
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2
Editor
Rehberg, Karl-Siegbert
Conference
32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede". München, 2004
Document language
German
Publication Year
2006
Publisher
Campus Verl.
City
Frankfurt am Main
Page/Pages
p. 4230-4235
ISBN
3-593-37887-6
Status
Published Version; reviewed
Licence
Deposit Licence - No Redistribution, No Modifications