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https://doi.org/10.21241/ssoar.104140
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Von Aushandlungen und Feststellungen: Konventionentheoretische Analyseperspektiven auf Organisationen
[Konferenzbeitrag]
Körperschaftlicher Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract In der französischen Soziologie der Konventionen werden Organisationen als "compromise devices" (Thévenot 2001) gesehen, als sozio-materielle Arrangements, deren Funktion es ist, unterschiedliche Formen der Koordination zu verbinden. Der Ansatz hat eine spezifische, aber genuin praxistheoretische Vo... mehr
In der französischen Soziologie der Konventionen werden Organisationen als "compromise devices" (Thévenot 2001) gesehen, als sozio-materielle Arrangements, deren Funktion es ist, unterschiedliche Formen der Koordination zu verbinden. Der Ansatz hat eine spezifische, aber genuin praxistheoretische Vorstellung von Organisationen: Diese werden als eine Form der Herstellung von Generalisierbarkeit gesehen, als Versuche, einen Kompromiss zwischen verschiedenen Praktiken mit unterschiedlichen "general understandings" und "teleoaffective structures" (Schatzki 2005) herzustellen. Organisationen sind damit "mehrdeutigkeitsbewältigende Strukturen" (Knoll 2014), die es ermöglichen, die Unsicherheit, die durch die Gleichzeitigkeit von widersprüchlichen Rationalitäten entsteht, zu überwinden. Die methodische Präferenz der Konventionentheorie ist die der Analyse von "kritischen Momenten" (Boltanski und Thévenot 2007) in denen Konflikte ausgetragen und Einigungen ausgehandelt werden. Ich analysiere ein "virtuelles Kollektiv" in einem kritischen Moment, in dem die Bedeutung, die Grenzen und der Charakter des Kollektivs in Frage gestellt werden. Hier wird deutlich, dass eine praxistheoretische Analyseperspektive hilft, die Aushandlungen und Feststellungen zu verstehen, auf denen Organisationen beruhen. Während praxistheoretische Ansätze oft die Bedeutung von informellen Regeln, Routinen und impliziten Wissen betonen, nutze ich Werkzeuge der Theorie der Konventionen um zu verfolgen, wie die Kollektivmitglieder versuchen von einem relativ offenen Zusammenhang zu einem gemeinsamen und fixierbaren Verständnis, zur "Feststellung" ihres Kollektivs zu kommen. Hier erweist sich das Konzept der Prüfung als nützlich. Es bezeichnet Praktiken, in denen Äquivalenzbeziehungen zwischen Menschen und Objekten hergestellt werden, um diese dann nach ihren jeweiligen Wertigkeiten (an)ordnen zu können und die Richtigkeit oder Gerechtigkeit einer (An)Ordnung zu überprüfen. Über diesen Zugang werden die konfligierenden Wertvorstellungen deutlich, die in Organisationen miteinander in Einklang gebracht werden müssen und die Kompromisse, die hierfür notwendig sind. Gleichzeitig wird auch klar, welche Bedeutung explizierbares und überprüfbares Wissen und damit verbunden, Investitionen in Messwerkzeuge und sozio-technische Systeme (Thévenot 1984), für die notwendigen Feststellungen haben.... weniger
Thesaurusschlagwörter
Konvention; soziotechnisches System; Organisationen
Klassifikation
Organisationssoziologie, Militärsoziologie
Freie Schlagwörter
Konventionentheorie; Praxistheorie; Soziologie der Konventionen
Titel Sammelwerk, Herausgeber- oder Konferenzband
Geschlossene Gesellschaften: Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016
Herausgeber
Lessenich, Stephan
Konferenz
38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Geschlossene Gesellschaften". Bamberg, 2016
Sprache Dokument
Deutsch
Publikationsjahr
2017
ISSN
2367-4504
Status
Veröffentlichungsversion; begutachtet