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@article{ Nitzschke2000,
 title = {Verinnerlichung äußerer Konflikte - Entäußerung innerer Konflikte. Über einige Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Otto Gross, Wilhelm Reich und Sigmund Freud: Themenschwerpunkt: Historische Psychologie},
 author = {Nitzschke, Bernd},
 journal = {Journal für Psychologie},
 number = {2},
 pages = {63-71},
 volume = {8},
 year = {2000},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-40225},
 abstract = {Otto Gross und Wilhelm Reich einerseits, Sigmund Freud andererseits hatten unterschiedliche
Auffassungen über das Verhältnis von Triebstruktur und Gesellschaft und konsequenterweise
unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Entstehung innerer (pathologischer) Konflikte sowie deren Prävention und Therapie. Während Gross den Sexualtrieb als primär konfliktfrei begriff, sprach Freud in seiner ersten Triebtheorie dem sexuellen Wunsch kultursprengende, etziehungsfeindliche und deshalb ursprünglich die Kraft zur Bildung innerer (pathologischer) Konflikte zu. In Freuds zweiter Triebtheorie wird den Sexualtrieben, die nun als Eros zusammengefaßt werden, jedoch eine potentiell heilende Kraft zugesprochen, die den destruktiven
Kräften, die nun als Thanatos zusammengefaßt werden, gegenübersteht. Diesem Menschenbild hat wiederum Wilhelm Reich vehement widersprochen, wobei er Freuds Konzept vom Todestrieb als verkappte (und reaktionäre) Gesellschaftstheorie zu entlarven versuchte. Der wissenschaftliche Konflikt, der sich daraus zwischen Freud und Reich ergab, gewann nach der Regierungsübernahme
durch Hitler in Deutschland 1933 eine explizit politische Dimension, die schließlich zum
Ausschluß Reichs aus den psychoanalytischen Organisationen führte. Freuds Credo, die Bewältigung der - in jeder Kultur unvermeidlichen - inneren (pathologischen) Konflikte sei nur durch Vernunft, Einsicht, Verzicht und (Selbst-)Erziehung des Menschen zur Kulturfähigkeit zu erreichen - stand im Gegensatz zur Auffassung von Gross und Reich, die ein Menschenbild im Sinne Rousseaus vertraten und als Psychoanalytiker oder nach Auffassung Freuds: als Nicht-(mehr)-Psychoanalytiker
- in Theorie und Praxis zur (politischen) Revolution aufforderten.},
}