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%T "Erinnerte Emotionen" oder "emotionale Erinnerungen": über den Zusammenhang von Emotionen, Erinnerung und Persönlichkeit bei Marcel Proust
%A Reinhardt, Katja
%J Psychologie und Gesellschaftskritik
%N 2
%P 35-55
%V 30
%D 2006
%= 2012-03-21T15:11:00Z
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-289240
%X 'Da die proustsche Recherche sich m.E. nicht ohne Rückgriff auf zwei zentrale psychologische Begriffe - nämlich den der Erinnerung und den der Emotion - verstehen lässt, versuche ich in diesem Aufsatz, auf Grundlage von Prousts großem Hauptwerk, die Zusammenhänge von Erinnerung und Emotion, wie sie von Proust - zumindest implizit - nahe gelegt werden, darzustellen. Dabei führe ich zunächst anhand eines Textbeispiels aus, wie der Schmerz im Rahmen von Verlusterlebnissen als Katalysator von Erinnerungs- und Vergessensprozessen fungieren kann, so dass nach einer Phase intensiver Erinnerung, die sinnlich-konkreten Erinnerungsbilder an emotionaler Bedeutung verlieren. Eine umgekehrte Konstellation ergibt sich, wenn der Erinnerungsgehalt selbst als überwiegend emotional (und nicht als bildlich) zu verstehen ist: Hier wiederholt sich, und zwar teilweise hinter dem Rücken des Protagonisten, eine ursprüngliche emotionale Erfahrung aufgrund einer strukturellen Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, so dass empfunden oder in Abhängigkeit von eigenen Empfindungen reagiert wird, ohne dass der Bezug des aktuellen Denkens, Fühlens und/oder Handelns zu früheren Erfahrungen deutlich werden muss. Zu einer Aufhebung der Dissoziation von Erinnerungsbildern und Emotionen kommt es im Zuge des 'unwillkürlichen' Erinnerns, des Kernstücks der proustschen Recherche, indem, zwar dank eines äußeren Zufalls, doch nicht ganz ohne das Zutun des Subjekts, autobiographische Erinnerungen ihre emotionale Bedeutung zurückerhalten. In einem letzten Teil ziehe ich Parallelen zwischen dem proustschen Erinnerungsbegriff und dem 'impliziten Erinnern', einem wichtigen Konstrukt der psychologischen Gedächtnisforschung.' (Autorenreferat)
%X 'Since in my opinion Proust's recherche (abbreviated form of 'remembrance of things past') cannot be understood without recurring to two conceptions - namely the conception of memory and the one of emotion -, I try in this essay to work out connections between memory and emotion on the basis of Proust's central work. By delineating a passage of his book I demonstrate how pain based on the experience of loss can catalyse remembrance and push processes of forgetting so that after a while memories lose their emotional meaning. Reflecting other passages of the text I will suggest that remembrance can refer to emotions rather than visual memories: Behind the back of the protagonist an emotional experience repeats itself as a result of a structural similarity between presence and past. This happens in a rather subliminal than obvious way. The dissociation between visual and emotional memory is dissolved by means of 'involuntary memory', where autobiographical memories receive back their emotional meaning. In the last part of the article I try to draw a parallel between Proust's conception of emotion and 'implicit memory' as it is understood in psychological research.' (author's abstract)
%C DEU
%G de
%9 journal article
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info