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@article{ Martin2002,
 title = {Arbeiten ist Beherrschtwerden: die Zurichtung eines schwarzen Arbeitskräftereservoirs durch die Kolonisatoren in Rhodesien},
 author = {Martin, Peter},
 journal = {Journal für Psychologie},
 number = {3},
 pages = {227-248},
 volume = {10},
 year = {2002},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-28112},
 abstract = {Die Geschichte der Kolonisierung Rhodesiens wird unter dem Gesichtspunkt der Arbeit, namentlich der Maßnahmen und Mechanismen, mittels derer die Kolonisatoren die afrikanischen Bewohner nach der militärischen Unterwerfung zur Lohnarbeit zwangen, untersucht. Die Zurichtung eines Reservoirs schwarzer Arbeitskräfte wird in zwei Komponenten beschrieben: Die erste ist die Erzeugung von Bedürftigkeit. Durch die Untergrabung der Subsistenz der bestehenden Gemeinschaften wurde der Zwang zum Geldverdienen und damit zur Lohnarbeit hergestellt. Die zweite Komponente ist die Disziplinierung der afrikanischen Arbeitskräfte durch Strafgesetze und Erziehungsversuche. Am Beispiel der Zeitorientierung wird gezeigt, dass die Arbeitsgewohnheiten der in Subsistenzgemeinschaften lebenden Afrikaner nicht mit den Rhythmen industriekapitalistischer Produktion kompatibel waren. Beschrieben wird auch die Rolle der Ideologie vom "faulen Neger" bei der Rechtfertigung der Zwangsmaßnahmen. Es zeigt sich, dass die puritanische Arbeitsauffassung der Siedler ihrer Wahrnehmung ein Gefängnis errichtete, so dass sie den Lebensformen der Afrikaner, die keiner hektischen Produktivität verpflichtet waren, mit Unverständnis und Wut begegneten. Den Abschluss bilden Überlegungen zur auch heute noch wenig hinterfragten allgemeinen Akzeptanz des abstrakten und normativen Arbeitsbegriffs und der an ihm ausgerichteten Arbeitsdisziplin. Letztere wird verdächtigt, untrennbar mit Aggressivität verknüpft zu sein, da es ihr unmöglich scheint, alternative Lebensformen wahrzunehmen, ohne sie abzuwerten.This article examines the history of the colonization of Rhodesia, specifically the establishment by the white colonists of a black work force through measures and mechanisms of force and coercion. This will be described as a twofold process; which involved, firstly, undermining the subsistence of the African communities, thereby implementing the need to earn money and consequently to work for the white settlers; and, secondly, the enforcement of work-discipline by punishment and ideological education. It is shown that the traditional culture of the African communities and the related habits of working and organization of time did not fit with the rhythms of capitalist industrial production. In justifying force and violence against the Africans, the colonists utilized the ideological concept of the "lazy nigger". The puritan work ethic of the settlers in effect imprisoned their perception of the Africans, rendering the settlers incapable to view African life realistically. Finally, a reflection on today's concept of work in Europe shows that the abstract and normative concept of work and the work discipline related to it are still predominant. Work discipline is questioned with regard to its connection to aggression, because of the correlation of work discipline with the tendency to denounce as inferior such ways of life that are not compatible with it.},
 keywords = {Vorurteil; Rassismus; prejudice; racism}}