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%T Authentizität und Selbsterhaltung: einige Argumente wider den Affekt gegen das Besondere
%A Reijen, Willem van
%J Journal für Psychologie
%N 2
%P 37-46
%V 2
%D 1994
%K Selbsterhaltung
%= 2009-01-09T15:14:00Z
%~ SSOAR
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-20477
%X Der Selbstmord Kleists ist zum Anlaß genommen worden, die Hintergründe der postmodernen Rede vom Tode des Subjekts zu erforschen. In meinem Beitrag möchte ich zeigen, daß Selbsterhaltungsmotive nicht ausschließlich dem aufklärerischen Projekt der Selbstreflexion und daß agonale Impulse nicht nur der spätromantischen Bezugnahme auf das "Andere der Vernunft" eigen sind, sondern daß Selbstreflexion und die Orientierung auf "das Andere" durch eine grundsätzliche Ambiguität gekennzeichnet sind. Daß Reflexion das Mittel der Versöhnung von Gegensätzen sein könnte, ist die Hoffnung der Aufklärung. Sie hält am Programm der Herstellung von Einheit fest, auch dann, als die durch die Modernisierungsprozesse unmittelbar hervortretenden Effekte der Rationalisierung diese Hoffnung zweifelhaft erscheinen lassen. Die Postmoderne greift zurück auf die barocke Idee der unversöhnbaren Extreme, transformiert aber den subjektivistischen Ansatz der Spätromantik in eine politische, Kultur- und Wissenschaftskritik. Der Tod des Subjekts - damit ist dann nicht nur das Ende des autonomen Subjekts, wie es sich die Aufklärung vorstellte, gemeint, sondern auch das Ende eines bestimmten Typus von Beschreibung neuzeitlicher Subjektivität und unserer Relation mit unserer sozialen und natürlichen Umwelt. Wir können das Subjekt nur noch beschreiben als eine pragmatisch zu fassende Einheit gegensätzlicher Kräfte. Fragmentarisierung der Erfahrung und der Lebenskontexte, Diskontinuität in der Lebensplanung und in der Geschichte als Folge der Einsicht, daß jeder Versuch, eine übergreifende zeitliche Einheit herzustellen, Züge von Zwangs- und Wahnvorstellungen habe, und die Unmöglichkeit, Erkenntnisse zu begründen und somit eine klare Trennungslinie zwischen Realität und Fiktion zu ziehen, sind Phänomene, an denen sich die neue Qualität und die historischen Quellen unserer Situation aufzeigen lassen. Es wäre indessen falsch, zu meinen, daß postmodernes Denken uns zur Untätigkeit verdammen oder in die Arme der Reaktion treiben wurde. Die Erfahrung der neuen Unsicherheit führt zu einer kritischen Einstellung gegenüber jeglicher inhaltlichen Bestimmung, sei sie politischer, theoretischer oder praktischer Art. Das schließt ein praktisches Eintreten für Demokratie und Toleranz nicht aus, aber läßt Zurückhaltung geboten erscheinen, wenn es um die Aufforderung geht, diese Ideale philosophisch zu begründen.
%C DEU
%G de
%9 journal article
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info