Endnote export

 

%T Wirtschaftsberufliche Erziehung angesichts des real expandierenden Kapitalismus: ein Beitrag zur Funktionsbestimmung zeitgemäßer Berufs- und Wirtschaftspädagogik, angeregt durch ein provozierendes Buch
%A Lempert, Wolfgang
%J Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik
%N 1
%P 108-133
%V 102
%D 2006
%= 2010-10-11T10:42:00Z
%~ früher MPI für Bildungsforschung, FU und TU Berlin, jetzt pensioniert
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-190848
%X Kurzfassung: Wirtschaftsberufliche Erziehung hat nach dem überlieferten Selbstverständnis deutscher Berufs- und Wirtschaftspädagogen eine Doppelfunktion. Zum einen soll sie zu qualifiziertem und verantwortungsbewusstem Handeln in kaufmännischen Berufen ertüchtigen und motivieren. Hierzu muss sie die Entfaltung von Kompetenzen und Orientierungen fördern, die zur Bewältigung der fachlichen und normativen Erfordernisse jener sozialen Rollen nötig sind, deren "Spieler" – entsprechend der gesellschaftlichen und betrieblichen Arbeitsteilung – andere Menschen mit Gütern und Diensten versorgen. Zum anderen sollen die derart Auszubildenden und zu Erziehenden in der Auseinandersetzung mit dieser Aufgabe ihre besonderen, je individuellen Fähigkeiten und Interessen erkennen sowie lernend und handelnd realisieren und sich so zu einzigartigen, relativ autonomen Personen entwickeln können. Je nachdem, wo der Akzent kaufmännischen Handelns jeweils gesetzt und wie dessen Kontext gesehen wird, erscheinen andere pädagogische Hilfen vorrangig. Gegenwärtig sind im Kontext kaufmännischen Handelns vor allem drei pädagogisch bedeutsame Schwerpunktverschiebungen zu beobachten: vom Nationalstaat zum Weltmarkt (= "Globalisierung") und – damit zusammenhängend – von der begrenzten Kooperation zur schrankenlosen Konkurrenz und von der institutionellen zur individuellen Regulierung und Kontrolle der Geschäftsvorgänge. Diesen Veränderungen korrespondiert der wachsende Einfluss jener Anteilseigner internationaler Kapitalgesellschaften, deren wirtschaftliche Entscheidungen durch das Streben nach raschen Rekordgewinnen bestimmt sind (= "Shareholder Value"). Unsere wirtschaftsberufliche Erziehung hingegen ist noch überwiegend auf die angedeutete Ausgangssituation fixiert (nationalstaatlicher Rahmen, eher kooperative als antagonistische Beziehungen zu möglichen Konkurrenten, institutionelles Reglement). Von ihrem wünschenswerten Wandel handelt das Buch, das mich zu diesem Artikel animiert hat. Mein Text ist wie folgt aufgebaut: Nach einem 'wissenschaftlichen Steckbrief' des Autors Jürgen Zabeck (1) werden die aktuellen Veränderungen der Handlungs- und Lernchancen angehender kaufmännischer Angestellter genauer gekennzeichnet und potenzielle pädagogische Reaktionen diskutiert. Dabei steht zunächst die Sichtweise und Argumentationsstruktur Zabecks im Vordergrund, wonach sich die formale und fachliche Kompetenz der Berufs- und Wirtschaftspädagogen auf die individuelle Förderung beschränkt (2) Anschließend verdeutliche ich mein eigenes Problemverständnis und Lösungskonzept, nach denen die Berufs- und Wirtschaftspädagogik ihre Aufgaben nur erfüllen kann, wenn sie zudem als wissenschaftliche Erhellung und handelnder Mitvollzug einer politisch zu gestaltenden gesellschaftlichen Praxis betrachtet und betrieben wird – sonst verfehlt sie auch ihre individualisierende Funktion (3).
%C DEU
%G de
%9 journal article
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info