Bibtex export

 

@incollection{ Schneider2008,
 title = {Willy Brandt, der Christus des Kalten Krieges},
 author = {Schneider, Christoph},
 editor = {Rehberg, Karl-Siegbert},
 year = {2008},
 booktitle = {Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2},
 pages = {3867-3878},
 address = {Frankfurt am Main},
 publisher = {Campus Verl.},
 isbn = {978-3-593-38440-5},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-155313},
 abstract = {"Das suggestive Potential von Performanzen beruht ganz allgemein darauf, den Eindruck beim Publikum zu erwecken, die jeweilige Darbietung, selbst wenn sie im metaphorischen oder auch tatsächlichen Sinne in luftiger Höhe auf dem Drahtseil erfolgt, sei insofern das 'Natürlichste auf der Welt', wenn durch die bruchlose Perfektionierung der expressiven Form deren letztendliche Konstruiertheit in Vergessenheit gerät. Gelungene Performanzen verwandeln so gesehen Helmuth Plessners anthropologisches Grundgesetz 'natürlicher Künstlichkeit' in 'künstliche Natürlichkeit', sie stiften in ihrer emotional vereinnahmenden und rational nur schwer dechiffrierbaren Ästhetik gleichsam selbstevidenten Sinn und beendigen damit Kontingenz. Der Kniefall Willy Brandts im Jahre 1970 vor dem Warschauer Ghetto-Denkmal kann als eine der entscheidenden politischen Performanzen nach 1945 gewertet werden, deren symbolische Legitimität spätestens im Jahre 2000 von der deutschen Presse einstimmig bestätigt wurde, als der polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek und Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Areal des ehemaligen Ghettos, direkt gegenüber des Ghetto-Denkmals, ein 'Willy-Brandt-Denkmal' einweihten, das auf einer Relieftafel den knienden Brandt zeigt. Eine entscheidende Frage lautet daher, wie es zu erklären ist, dass Brandts Geste, die gemessen am diplomatischen Protokoll des ursprünglich vorgesehenen Kranzlegung-Rituals im Grunde einen Störfall darstellte, dennoch nicht als solcher, sondern als geradezu auratisches Ereignis gewertet wurde. Eine andere, ebenso entscheidende Frage lautet wiederum, wie es gelingen kann, die an der Konkretheit von Zeit, Ort und Person haftende Authentizität von Performanzen massenmedial zu transportieren, ohne das Erlebnis des Auratischen zu zerstören. Die Analyse des Kniefalls zeigt, dass die Symbolik der Performanz gerade nicht durch den Umweg über die Medien Schaden erlitt, sondern dass dem Kniefall überhaupt erst durch die narrative Interpretationsschlaufe der Presse sein eigentlicher Symbolwert zuerkannt wurde. Symbolizität und Performanz einerseits und mediale Narrativierung andererseits sind hier als zwei Kommunikationskanäle zu begreifen, deren jeweilig spezifisches Vermögen der Sinnproduktion sich reziprok dynamisierte." (Autorenreferat)},
 keywords = {Bundesrepublik Deutschland; symbol; post-socialist country; Polen; symbolische Politik; political communication; Brandt, W.; Federal Republic of Germany; Ostpolitik; symbolic politics; Poland; Ostpolitik; Brandt, W.; Symbol; politische Kommunikation; postsozialistisches Land}}