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%T Unterscheiden - biohistorische Narrative und Praxen menschlicher Diversität
%A Lipphardt, Veronika
%A Niewöhner, Jörg
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 1157-1182
%D 2008
%I Campus Verl.
%@ 978-3-593-38440-5
%= 2010-10-01T15:18:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-152856
%X "Die These, die 'Natur der Gesellschaft' sei ein soziales Konstrukt, stößt im Rahmen der deutschen Sozialwissenschaften weitestgehend auf Zustimmung. Diese These ermöglicht einerseits, Essentialisierungen und Naturalisierungen in den Blick zu nehmen und einer kritischen sozialen und ethischen Bewertung zuzuführen. Andererseits entzieht sie jedoch das Konstruieren selbst einer genaueren Analyse und beschäftigt sich eher mit den Konsequenzen einer nur scheinbaren wissenschaftlichen Faktizität. Dieser Vortrag stellt vier Thesen zur Diskussion: 1. Die Produktion naturwissenschaftlicher Erkenntnis basiert auf einer komplexen Interaktion zwischen Diskursen, Praxen und Technologien, deren Untersuchung als sozialer Prozess zeigt, dass Naturwissenschaft und Medizin keineswegs monolithisch von einer molekulargenetischen Determiniertheit ausgehen, wie vielfach behauptet wird, sondern versuchen, 'das Soziale' sicht- und beforschbar zu machen. 2. Die zunehmende Molekularisierung naturwissenschaftlicher Methoden vergrößert jedoch die Distanz zwischen Untersuchungsgegenstand und zu erklärendem Phänomen. Die Überbrückung dieser Distanz hängt großteils von semantischen Brücken ab, deren Bausteine oft implizite Narrative und Vorstellungen von Individualität und Gesellschaft darstellen. 3. Wie 'das Soziale' in der Naturwissenschaft operationalisiert wird, wirkt sich nicht nur auf Erkenntnis, sondern an vielfältigen Schnittstellen von Wissenschaft und Gesellschaft auch auf soziale Praxis aus. Dabei zeigt sich zum einen eine zunehmende Präsenz von Formen somatischer Individualität (Rose). Zum anderen führen die Möglichkeiten, 'Natur' im modernen Sinne zu verstehen, weg von sozio-biologischen Erklärungsversuchen hin zu einer Biosozialität (Rabinow), die Natur als ‚durch kulturelle Praxis modelliert' versteht (nature modelled on culture as practice). 4. Dieser Wandel sozialer Praxis verändert wiederum den naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozess und schließt damit einen Kreis, den man in Anlehnung an Hacking als looping bezeichnen kann. Der Vortrag möchte am Beispiel der biologischen Geschichte des Europäers zeigen, wie biohistorische Narrative, d.h. Erzählungen über die Natur, Geschichten über Vererbung, Diversität und Evolution, in die Produktion naturwissenschaftlich-medizinischen Wissens einfließen. Zum anderen werden die Auswirkungen einer solchen Erkenntnisproduktion sowohl auf medizinische Praxis als auch auf den Umgang mit Gesundheit und Krankheit verdeutlicht. Diskutiert wird, ob und wie die Verbindung von historisch fundierter, praxisorientierter Wissenschaftsforschung und Sozialanthropologie einen konstruktiven Beitrag zu bestehenden soziologischen Theorieangeboten liefern kann, in dem sie Natur als kulturelle Praxis und Kultur als Materialität zugänglich macht." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info