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%T Globaler Umweltwandel und lokale Resilienz am Beispiel des Klimawandels
%A Voss, Martin
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 2860-2876
%D 2008
%I Campus Verl.
%@ 978-3-593-38440-5
%= 2010-10-01T15:13:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-151545
%X "Die Unterscheidung von Natur und Sozialem ist, so die These der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT), ein reines 'Geistesprodukt' der modernen okzidentalen Wissenschaft. In der Praxis der Alltagshandlungen, der Politik, aber auch der Wissenschaften habe es diese Unterscheidung nie gegeben. Der Wissenschaft wirft die ANT daher vor, sie würde bislang nicht über die Welt sprechen, wie sie wirklich ist und dabei noch verschleiern, was sie selbst eigentlich macht. Dies, so Bruno Latour als einer der zentralen Vertreter der ANT, sei nicht immer so gewesen: Bis in die Zeit der griechischen Antike sei 'Wissenschaft' selbst eine Praxis gewesen, eingebunden in einen prozessualen Zusammenhang, an dem idealtypisch das 'ganze Volk' mit all seinem Praxiswissen beteiligt war und in dem auch die 'nichtmenschlichen Wesen' eine Stimme hatten. Diese Form der Praxis-Wissenschaft war demnach Realwissenschaft, die den ganzen Kosmos zu berücksichtigen vermochte, während die moderne Wissenschaft immer einen Bereich aus ihrer Beobachtung ausklammert und somit nicht mehr die menschliche Umwelt als Ganzes zu erreichen vermag. Diese Praxis-Wissenschaft kannte nicht die Unterscheidung von Natur und Gesellschaft von Objekt und Subjekt, sie kannte aber, so die erste zentrale These des Vortrags, vor allem nicht die für die moderne Wissenschaft noch fundamentalere Unterscheidung von Fakt und Glaube. In der präantiken Welt bildeten Fakt und Glaube eine Einheit, die Latour mit dem Neologismus 'Faitiche' in einen Begriff bringt. Faitiches sind Formen, an die der Mensch glaubt und die real existieren, die dabei aber stets fabriziert und niemals einfach 'natürlich' sind. Katastrophen existieren, Naturkatastrophen dagegen nicht, so die zweite zentrale, vor dem Hintergrund des Latour'schen Faitiche-Konzepts zu erörternde These. Katastrophen sind real und doch brechen sie nicht aus einer vom Sozialen sauber geschiedenen Natur über den hilflosen Menschen ein, vielmehr sind auch Katastrophen stets Resultat der Interaktionen von Menschen und nichtmenschlichen Wesen. Auch Katastrophen sind also stets 'fabriziert'. Vor diesem Hintergrund ergeben sich ganz neue Perspektiven für die Umweltsoziologie insgesamt, insbesondere aber zur Untersuchung der Frage, warum die Moderne sich mit einer Zunahme von Katastrophenphänomenen konfrontiert sieht. Die dritte These des Vortrags stellt eine Antwort auf diese Frage zur Diskussion: Weil die Moderne die Faitiches zerschlägt und keinen Zugang mehr zu jenen Phänomenen findet, sie sich nur als Einheit von Fakten und Glaube begreifen lassen. Der Beitrag will das Faitiche-Konzept Bruno Latours für die Umwelt- und die Katastrophensoziologie fruchtbar machen, als ein Konzept, das das bislang katastrophenträchtig Ausgeschlossene wieder einschließt." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info