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%T Kumulativer Anerkennungszerfall: Perspektiven für die Analyse von Jugenddelinquenz im Großstadtmilieu
%A Allert, Tilman
%E Hradil, Stefan
%P 952-970
%D 1997
%I Campus Verl.
%@ 3-593-35852-2
%= 2010-10-01T14:26:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-139660
%X "Jugenddelinquenz im Großstadtmilieu entsteht meist aus der Konfrontation traditioneller sozialer Strukturen mit Prozessen der Modernisierung und markiert vor dem Hintergrund adoleszenztypischer Anpassungsprobleme den vorläufigen Höhepunkt einer biografischen Kumulation von Anerkennungszerfall in heterogenen Bezugsgruppen. Ausdrucksformen sozialer Abweichung, denen die Transformation der Generationenbeziehungen und die Erosion des elterlichen Solidarverhältnisses vorgelagert sind, verlassen schnell das engere Bezugsmilieu der jugendlichen 'street corner society' und tauchen an unterschiedlichen Inszenierungsorten auf, in deren eigenlogische Verarbeitungsmodi sie geraten. Mit seiner hohen Spezialisiertheit, seiner zunehmenden Abhängigkeit von Marktprozessen, seinen weitgehend ungeklärten Professionalitätsansprüchen sowie schließlich seiner hohen generationsmäßigen Fraktionierung tritt zunächst das verberuflichte Betreuermlilieu in eine ambivalente Stellvertretungsbeziehung zu Elternhaus und Schule. Die für Pädagogik und Therapie zuständigen Personenkreise geraten in wissenschaftliche Beweiszwänge für die Wahl ihrer Interventions und Betreuungskonzepte, ohne daß dies ihre Abhängigkeit von wechselnden Wertpräferenzen aufzulösen vermag. Der berufliche Habitus moderner Pädagogik geht mit fluiden Formen der Anerkennung einher, als deren Kehrseite ein Authentizitätsmangel sich mit der adoleszenztypischen Bereitschaft verbindet, Erwachsenen das Vertrauen zu entziehen. Hat eine Abweichung einmal den Aufmerksamkeits- und Zuständigkeitsbereich professioneller pädagogischer Hilfe verlassen, beginnt eine kaum noch kontrollierbare Auseinandersetzung um die Sanktionsmacht über die Jugendlichen. Vorrangige Bedeutung gewinnt hierbei die eigenlogische Struktur journalistischer Aufmerksamkeit in den Massenmedien, die Themen und Ereignisse aus dem Bereich der sozialen Devianz kurzfristig skandalisiert und die den jugendlichen Delinquenten eine Qualität der Anerkennung suggeriert, die auf nichts anderem als der kurzfristigen Erwähnung beruht. In komplexer Wechselwirkung entsteht ein Amalgam von Statuszuschreibung und Statusentzug, das die adoleszenztypischen Prozesse biografischer Reorganisation mit neuartigen Konsistenzproblemen konfrontiert." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Frankfurt am Main
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info