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%T Migrationen und "ethnische" Stigmatisierung in Frankreich
%A Viellard-Baron, Hervé
%E Rehberg, Karl-Siegbert
%P 658-662
%D 1997
%I Westdt. Verl.
%@ 3-531-12878-7
%= 2010-10-01T14:20:00Z
%~ DGS
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-138251
%X "Im politischen und gesellschaftlichen Diskurs in Frankreich ersetzt die Bezeichnung 'ethnisch' zunehmend den Begriff 'ausländisch'. Die Ausländerquote sinkt durch Einbürgerung von mehr als 50.000 Immigranten pro Jahr, durch die Verwurzelung von Familien der zweiten und dritten Generation und durch staatliche Zuwanderungsbegrenzungen. Offen ausgetragene Konflikte zwischen Franzosen und Ausländern sind selten, aber ethnische Spannungen verschärfen sich. Das breite Herkunfts-Spektrum in Frankreich hängt historisch zusammen mit der Kolonisierung, mit den Anforderungen der Industrie, mit der niedrigen französischen Geburtenquote und dem Personalbedarf der Armee bis 1939. Heute verbirgt sich hinter dem Begriff 'Ethnizität' ein zentraler politischer Streitpunkt: die Position von Minderheiten. Die politische Rechte drückt damit gesellschaftlichen Ausschluß aus, die Linke nutzt ihn als 'anti-rassistisches' Alibi. Tatsächlich verbinden sich mit 'Ethnizität' keine klaren Identitäten oder abgrenzbare Kulturen. Immigranten-Jugendliche haben den Begriff aus angelsächsischen Ländern übernommen, aber hier vermischen sich vom Westen übernommene Elemente der Modernität mit Wunschbildern eines mythischen Ursprungs. 'Ethnizität' baut sich insofern auf einem kulturellen Verlust und dem Wunsch nach Ausgleich dieses Defizits auf. Die französischen Immigranten-'Gemeinschaften' besitzen keine autonomen Strukturen - es gibt sie nur dank des Kontrollbedürfnisses des Staats. Familien ausländischer Abstammung leben in den randstädtischen Sozialwohnungssiedlungen ebenso wie - stärker gestreut - in alten Innenstadtgebieten. Die 'Ethnisierung' in Frankreich unterstreicht die Schwierigkeiten junger 'Schwarzer' und 'Beurs' (Araber nordafrikanischer Abstammung), als Franzosen Anerkennung zu finden. Sie verweist auf Situationen sozialen und ökonomischen Ausschlusses auf Vergeltungswunsche der betroffener Bevölkerungsgruppen und der von der Krise destabilisierten französischen Schichten. Ethnische Spannungen bis hin zu kriminellen Gewalttätigkeiten entstehen aus gegenseitigen Provokationen, aus einem Gefühl ungerechter Behandlung, aus der Beschwörung von Bezügen, und aus einer Ideologie der Verweigerung infolge ständiger Enttäuschungen." (Autorenreferat)
%C DEU
%C Opladen
%G de
%9 Sammelwerksbeitrag
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info