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@incollection{ Holtgrewe2004,
 title = {Gibt es die public domain? Institutionen und ihre Grenzen in der Wissensgesellschaft},
 author = {Holtgrewe, Ursula},
 editor = {Rehberg, Karl-Siegbert},
 year = {2004},
 booktitle = {Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München},
 pages = {213-228},
 address = {Frankfurt am Main},
 publisher = {Campus Verl.},
 isbn = {3-593-37887-6},
 urn = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-122549},
 abstract = {"Der Beitrag skizziert am Beispiel der Urheberrechtsdiskussionen um die Musikin-dustrie und das wissenschaftliche Publizieren die sozialen Prozesse, in denen die Grenzen zwischen Märkten und Öffentlichkeiten, zwischen Recht, Wirtschaft, Technik und Kultur gezogen und verhandelt werden. Dies geschieht zur Zeit bei der Novellierung des Urheberrechts, aber auch in den globalen öffentlichen Debatten um Patente auf "Leben" oder auf Software, um Privatkopien und Piraterie. In Prozessen der Regulierung geistigen Eigentums handeln Wissensgesellschaften ihren Umgang mit den mutmaßlich zentralen Ressourcen Wissen, Kultur, Innovation und Innovativität aus. In der hier vertretenen Perspektive geht es darum, diese Prozesse nicht von vornherein als marktlich, als strukturiert durch Interessen und Eigentumsrechte zu begreifen. Wissenssoziologisch und sozialkonstruktivistisch betrachtet, spezifizieren die Akteure diese Ressourcen im Prozess der Aushandlung erst als solche – und sie spezifizieren nicht nur die Ressourcen, sondern unterschiedliche Akteure konfigurieren Ensembles aus Regulierungen und Praxen des Schaffens und Konsumierens aus sozialen und ökonomischen Tauschbeziehungen, aus Produkten, Diensten und Leistungen.
Die Diskussion um das geistige Eigentum wird dabei bislang nicht in erster Linie in den Sozialwissenschaften geführt. Damit befassen sich eher JuristInnen, Rechts- und WirtschaftswissenschaftlerInnen, aber auch AutorInnen aus den Informations- und Kommunikationswissenschaften (Kuhlen 1995; 2002a; 2002b; Grassmuck 2000; Lutterbeck 2002). In der Soziologie findet sich das Thema bislang verstreut. In der sozialwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung gibt es eine Diskussion über "commodification of knowledge" (zum Beispiel die Beiträge in den Science Studies 2/2001, prokla 126; Nentwich 2003) in kritischer Abgrenzung zur These eines vernetzten und konextoffenen "mode 2" der Wissensproduktion (Gibbons u.a. 1994; Nowotny u.a. 2001). In der Untersuchung von Märkten, Institutionen und Governancebeziehungen um das Internet herum (Hofmann 2002; Lieckweg 2002) taucht es auf, in Untersuchungen von Interessen, Diskursen und Verhandlungsprozessen (Döbert/van den Daele 2002) und bei der Analyse wissens-intensiver Industrien (Giesecke 2001), in denen geistiges Eigentum zum Produkt wird.
Das hat zur Folge, dass diese Diskussion überwiegend in Begriffen von Gütern stattfindet, also von "Dingen", auf die sich dann Verfügungsrechte beziehen können. Die These dieses Beitrags ist dabei: "Die" public domain löst sich, soziologisch betrachtet, auf in heterogene Ensembles von marktlichen, staatlichen, zivilgesellschaftlichen und professionellen Akteuren, Praxen und Orientierungen. Wissen und Informationsgüter sind kontextuiert und situiert. Sie stellen einstweilige Resultate technisch-institutioneller Einklammerungen dar, die im Fluss von Wissen, Kultur und Sinn immer wieder de- und rekontextuiert werden. Geistige Eigentumsrechte bilden jedoch nicht einfach einen institutionellen Rahmen, sondern greifen tief in die Produktion und Nutzung von Wissen und Kultur ein. Die rechtliche und zu-nehmend technische Ausgestaltung geistiger Eigentumsrechte prämiert deutlich be-stimmte Strategien und Produktionsweisen auf Kosten anderer, macht bestimmte Nebenfolgen und Strukturbildungen wahrscheinlicher." (Textauszug)},
 keywords = {theory-practice; Literatur; civil society; Wissenschaft; Politik; Professionalisierung; sociology of knowledge; professionalization; culture; Theorie-Praxis; political governance; publication; Wissensgesellschaft; intellectual property; knowledge; applied science; Wissenssoziologie; science; politische Steuerung; governance; right of ownership; Publikation; market orientation; angewandte Wissenschaft; Governance; Eigentumsrecht; politische Institution; knowledge society; politics; political institution; Zivilgesellschaft; literature; Urheberrecht; copyright; Kultur; geistiges Eigentum; Wissen; Marktorientierung}}