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%T Muss die Kriminalsoziologie (neuro-)biologisch identifizierte Einflussfaktoren in ihren Erklärungsmodellen berücksichtigen?
%A Thome, Helmut
%P 6
%D 2008
%= 2010-07-20T13:37:00Z
%~ USB Köln
%> https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-121663
%U http://www.soziologie.uni-halle.de/thome/docs/neuronotes_teilII.pdf
%X "Mit abweichendem oder kriminellem Verhalten beschäftigen sich verschiedene Disziplinen,
vor allem Teilzweige der Rechtswissenschaft, Psychologie und Soziologie. Kriminologie kann
als eine Art Synthese-Disziplin aufgefasst werden, die sich primär aus diesen drei
Herkunftsdisziplinen heraus entwickelt hat. Es muss also nicht verwundern, dass die
Kriminologen nun auch noch die Neurobiologie in ihre Disziplin irgendwie inkorporieren
wollen. Man tut der Kriminologie wohl kein Unrecht, wenn man vermutet, dass sie im Laufe
ihrer Gründungsgeschichte in Richtung eines "additiven" Kausalitätskonzepts programmiert
worden ist. Alle neu ins Auge gefassten Faktoren, von denen man – aus welchen Gründen
auch immer – annehmen kann, dass sie (vielleicht) die Wahrscheinlichkeit abweichenden
Verhaltens mit beeinflussen könnten, werden den bisher schon bekannten Einflussfaktoren
schlicht hinzugefügt. Was dabei häufig unterbelichtet bleibt, ist der theorie-logische sowie der
kausal-funktionale Zusammenhang innerhalb des Satzes der mutmaßlichen Einflussfaktoren.
Ich will mich jetzt aber nicht mit grundsätzlichen Problemen interdisziplinären Forschens
auseinandersetzen, sondern lediglich unter pragmatischen Gesichtspunkten kurz die Frage
erörtern, ob neurowissenschaftliche oder andere biologische Erkenntnisse bei der
Konstruktion (kriminal-)soziologischer Erklärungsmodelle für abweichendes, kriminelles
Verhalten berücksichtigt werden müssen – um entweder Fehlschlüsse zu vermeiden oder die
(soziologische) Erklärungsleistung gehaltvoller zu machen. Der Ausdruck
"Erklärungsmodelle" bezieht sich auf verbundene hypothetische Aussagen (probabilistische
Wenn-Dann-Verknüpfungen), die mathematisch-statistisch formalisiert und mit Hilfe
geeigneter Daten empirisch überprüft werden können. Im einfachsten Falle wird dabei die
beobachtbare Variation der Ausprägungen einer "abhängigen" (endogenen) Variable Y (die
das Explanandum repräsentiert), zurückgeführt auf die Varianzen innerhalb einer größeren
oder kleineren Zahl von bedingenden, "exogenen" Variablen X1, X2, ... Xn (die das
Explanans repräsentieren), wobei eventuell bestehende Korrelationen zwischen den
exogenen Variablen nicht kausal interpretiert werden. (Dies ist das Modell der additiven,
multiplen Regressionsanalyse). Selbst wenn dieses Modell unvollständig spezifiziert ist,
wenn also Variablen unberücksichtigt bleiben, die ebenfalls auf die abhängige Variable
einwirken, kann das einfache Modell unter bestimmten Bedingungen eine korrekte
Einschätzung des kausalen Gewichts der berücksichtigten Variablen ermöglichen." (Textauszug)
%C DEU
%G de
%9 Arbeitspapier
%W GESIS - http://www.gesis.org
%~ SSOAR - http://www.ssoar.info